Deutschlands mieser Start ins neue Jahr
Eine Woche der Schande

Falschmeldungen, dumme Ratschläge und schockierende Entdeckungen. Die Gewalt an Silvester wird für die Kölner Polizei zum Desaster.
Publiziert: 08.01.2016 um 18:28 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:31 Uhr
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Die Polizei informierte katastrophal. Tage voller Falschaussagen vergingen, bis das Ausmass der Gewalt und die Herkunft der Täter bekannt wurden.
Foto: ZVG
Von Adrian Meyer

Deutschland erlebt eine Woche der Schande. Die Reaktion der Kölner Polizei auf die schwere sexuelle Gewalt an Silvester wird zum Desaster. Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers musste darum gestern zurücktreten. Er war nicht mehr Herr der Lage.

Die Polizei informierte katastrophal. Tage voller Falschaussagen vergingen, bis das Ausmass der Gewalt und die Herkunft der Täter bekannt wurden.

1. Januar: Um 8.57 Uhr verschickt die Kölner Polizei eine Mitteilung. Titel: «Ausgelassene Stimmung, Feiern weitgehend friedlich». Kölner Zeitungen berichten über sexuelle Übergriffe. Die Polizei bestätigt dies, ohne Details zu nennen.

2. Januar: Am späten Nachmittag meldet die Polizei, sie habe eine Soko Neujahr zu den Vorfällen gegründet. Lokale Medien berichten von mehr als 30 betroffenen Frauen. Erstmals ist von Männern «nordafrikanischen Aussehens» die Rede.

3. Januar: Die Polizei meldet die ersten fünf Festnahmen. Kein Wort davon, ob Asylbewerber darunter sind.

4. Januar: 90 Anzeigen gehen bis am Montag bei der Polizei ein. Das Ausmass der Übergriffe wird erst an der Pressekonferenz mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Polizeipräsident Albers bekannt. Reker rät Frauen, eine «Armlänge Distanz» zu Fremden zu wahren – und erntet Empörung.

5./6. Januar: Kanzlerin Angela Merkel nennt die Übergriffe «widerlich» und will Härte zeigen. Derweil hetzt im Internet ein rassistischer Mob gegen Flüchtlinge. Die Sexismus- wird zur Rassismusdebatte.

7. Januar: Die Polizei verhaftet weitere Verdächtige. Der Druck auf Polizeipräsident Albers steigt. Offenbar verschwieg die Polizei die Herkunft der Täter, weil dies «politisch heikel» sei. Laut internem Einsatzbericht wussten Beamte bereits in der Silvesternacht, dass unter den mehr als 70 kontrollierten Personen überwiegend Asylbewerber mit bekannter Herkunft waren.

8. Januar: Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtet von rund 200 bisher eingegangenen Anzeigen. Die Polizei ortet gestohlene Handys in Flüchtlingsheimen. Bei zwei verhafteten Nordafrikanern findet sie einen Zettel mit sexistischen Sätzen. Die Bundespolizei hat 31 Verdächtige namentlich identifiziert, darunter 18 Asylbewerber. Ihnen wird Körperverletzung und Diebstahl vorgeworfen. Die Landespolizei Nordrhein-Westfalen ermittelte 16 Verdächtige. Polizeipräsident Albers muss in den einstweiligen Ruhestand.

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