Vizekanzler Sigmar Gabriel, der zugunsten des ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten auf Kanzlerkandidatur und SPD-Parteivorsitz verzichtet, hatte in den Umfragen stets deutlich schlechter abgeschnitten als Merkel.
Im rein theoretischen Fall, dass man den Kanzler direkt wählen könnte, würden sich 41 Prozent der Befragten für Angela Merkel entscheiden (-2 Prozentpunkte seit Dezember). Ebenso viele, 41 Prozent, würden Schulz wählen (+5). Für 11 Prozent kommt keiner der beiden in Frage, ermittelte Infratest dimap.
Zwar wissen 65 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben bisher nicht, für welche Politik Schulz eigentlich steht. Dennoch gaben sie ihm gute Bewertungen.
Bei einigen Kriterien schneidet er sogar leicht besser ab als Merkel, etwa bei der Glaubwürdigkeit (Schulz: 65 Prozent, Merkel: 64 Prozent) und Sympathie (Schulz: 69, Merkel: 63). Bei anderen Kriterien liegt er hinter ihr, aber immer noch weit vor Gabriel, etwa bei Kompetenz (Schulz: 68, Merkel: 78, Gabriel: 53) und Führungsstärke (Schulz: 60, Merkel: 79; Gabriel: 39).
Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner, sieht Schulz' Chancen gleichwohl skeptisch. «Schulz hat bisher keine klaren politischen Konturen», sagte er der «Nordwest-Zeitung» (Donnerstag). «Er ist bekannt geworden als Präsident des Europaparlaments. Mit Europa kann man aber keine Bundestagswahl gewinnen.»