Zuversicht bei den Linken: «Haben ein Luxusproblem»
«Wir haben so viel zu tun», führt Reichinnek aus. Man wolle die jungen Leute, die jetzt in die Partei eingetreten sind schnellstmöglich schulen und von dem grossen Engagement profitieren. «Das ist ein Luxusproblem, das wir haben», sagt die 36-Jährige.
Die Vergrösserung der Fraktion bedeutet auch Potenzial für Spaltung, bemerkt ein Journalist. Reichinnek sagt dazu: «Wir sind ja eine Partei und keine Sekte. Es soll unterschiedliche Meinungen geben.» Zudem würden alle hinter dem Parteiprogramm der Linken stehen und das sei das, was zählt.
Nun treten die Vorsitzenden der Linken vor die Medien
«Wir sind jetzt die soziale Opposition im Bundestag», sagt Jan von Aken zu Beginn der Pressekonferenz. «Die Linke ist wieder da!» Grund für den Erfolg sei der Wahlkampf gewesen, den von Aken lobt. Er danke allen, die dafür gearbeitet haben. Dann folgt eine Kampfansage in Richtung Union: «Merz kann sich warm anziehen.» Man wolle der AfD zudem nicht den Osten überlassen.
Auch Heidi Reichinnek zeigt sich glücklich über den Wahlerfolg. Was sie besonders freut: Bei Erstwählern und jungen Frauen schnitt die Partei besonders gut ab. «Wir haben die besten Ergebnisse bei den jungen Frauen erzielt.»
Habeck leicht genervt: «Da fragen Sie den Falschen»
Als der Wirtschaftsminister gefragt wird, mit wem er redet, reagiert Habeck leicht aufbrausend. «Schwarz-Rot sind in Gesprächen – wir nicht. Wir sind nicht gewählt worden, Gespräche zu führen.»
Habecks Fazit: «Das Angebot war top, die Nachfrage weniger»
Klar habe man im Wahlkampf nicht alles richtig gemacht. «Es fallen mir schon kleine Fehlerchen ein.» Diese müsse man jetzt aufarbeiten, sagt Habeck. «Das Angebot war top, die Nachfrage weniger», sagt Habeck.
Baerbock und Habeck betonen in der Pressekonferenz die grossen Herausforderungen der liberalen Demokratien. Die grösste sei: «Dass es nicht immer ein Patentrezept gibt.» Baerbock führt aus, was der Ausbruch des Ukraine-Kriegs mit den europäischen Beziehungen gemacht hat und wie die liberale Demokratie erhalten bleiben soll.
Auch das Auseinanderbrechen der Ampel-Koalition wird nochmals Thema. Habeck kritisiert den ehemaligen Finanzminister Christian Linder dafür, die Regierung just an dem Tag der Wahl von Donald Trump zum Auseinanderbrechen gebracht zu haben.
Grünen-Spitze: «Das ist kein guter Tag»
Nun spricht Anna-Lena Baerbock. «Das ist kein guter Tag für alle demokratischen Parteien», betont sie zu Beginn. Als Nächstes kritisiert sie die Rolle Deutschland auf europäischer Ebene in den vergangenen Jahren und weist auf den Ukraine-Krieg hin, der sich heute zum dritten Mal jährt. «Diese Lücken füllen irgendwann andere», sagt Baerbock.
«Es heisst das, was ich gesagt habe», sagt Habeck auf die Frage nach seinen Ambitionen. Er präzisiert sich dahingehend, als dass er die entsprechenden Gremien-Entscheide abwarten möchte. Man werde sich neu sortieren. Mehr sagt Habeck nicht zu der Frage.
Pressekonferenz der Grünen: Habeck beansprucht keine politischen Führungsämter mehr
Zu Beginn der Medienkonferenz der Grünen bedankt sich Robert Habeck für den Wahlkampf. Die Grünen konnten «ihr Angebot» zeigen und das sei genau das gewesen, was Habeck wollte. «Aber wir wollten natürlich mehr», räumt Habeck ein.
Er werde künftig keine politischen Führungsämter mehr beanspruchen, sagt er. «Ich werde keine führende Rolle in den Personaltableaus der Grünen mehr anstreben.» Konkret heisst das, dass sich Habeck aus der Grünen-Spitze zurückziehen dürfte.
Die AfD-Aussagen im Überblick
In der Pressekonferenz nach der Wahl betonte AfD-Chefin Alice Weidel den «historischen Erfolg» ihrer Partei: «Wir haben das beste Ergebnis geholt in unserer Parteigeschichte». Sie bezeichnete die AfD als Volkspartei und erklärt ihre Bereitschaft, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Kritik übte Weidel derweil an der Union und deren Vorsitzendem Friedrich Merz, der eine Koalition mit der AfD ausschliesst. Dies sei «undemokratisch», so Weidel. Sie fordert einen Wegfall der Brandmauer.
Das Spitzenduo Weidel und Chrupalla kündigte weiter an, eine starke Oppositionspolitik betreiben zu wollen.
«Als ich mein Handy anmachte, war da ein Anruf von Elon Musk»
Alice Weidel wird nach Reaktionen aus den USA gefragt und ob sie persönliche Botschaften von Elon Musk erhalten habe. «Ja, als ich heute Morgen mein Handy angemacht habe, waren da mehrere eingegangene Anrufe – unter anderem von Elon Musk», so Weidel. Sie werde heute Nachmittag mit «Personen» aus den USA telefonieren. Mit wem genau, möchte Weidel nicht sagen. Chrupalla bedankt sich ausserdem bei ehemaligen Fussballspielern aus der Nationalmannschaft und Bayern München, die gratuliert haben. «An dieser Stelle an Gruss an Uli Hoeness», sagt Chrupalla mit einem Augenzwinkern. Hoeness hatte sich in den vergangenen Tagen mehrfach kritisch gegenüber der AfD gezeigt. Damit endet die Pressekonferenz.
Weidel geht auf Medien los
«Wenn Sie uns durch den Dreck ziehen – mich und meine Familie – dann ziehen Sie unsere Wähler durch den Dreck», sagt Weidel an die Medienschaffenden gerichtet. Sie zählt auf, was sie an der Berichterstattung über ihre Partei stört.
Ihre Fraktion werde permanent negativ gemacht. Die Medien hätten den Auftrag, für Transparenz zu sorgen und tragen eine Verantwortung gegenüber dem Wähler, führt Weidel aus. «Danke für die Belehrung», kommentiert der Leiter der Pressekonferenz Weidels Ausführungen. Im Saal folgt darauf Gelächter.
«Die Brandmauer muss weg»
Zum Schluss bekräftigt Weidel nochmals, dass die anderen Parteien die AfD nicht ausschliessen dürfen. «Die Brandmauer muss weg», so Weidel. Keine funktionierende Demokratie besitze eine Brandmauer.
Die Union habe aus dem AfD-Programm abgeschrieben, sagt Weidel. Besonders in den Bereichen Migration. Wenn die AfD Regierungsverantwortung hat, möchte man diese Punkte umsetzen. «Wir werden das tun, wenn es die anderen nicht tun», sagt Tino Chrupalla.