Deutschland
Merkel: Nichts über BND-Spionage unter Freunden gewusst

Berlin – Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat jede Täuschung der Öffentlichkeit in der Affäre um die Datenspionage des US-Geheimdienstes NSA zurückgewiesen. Sie sagte, sie habe nicht gewusst, dass der deutsche Auslandgeheimdienst BND selbst solche Spionage betrieb.
Publiziert: 16.02.2017 um 16:11 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:23 Uhr
«Ausspähen unter Freunden - das geht gar nicht»: Dies sagte Merkel, nachdem bekannt wurde, dass ihr Handy von den USA angezapft wurde. Nun musste sie in der NSA-Affäre selbst Red und Antwort stehen.
Foto: KEYSTONE/EPA/FELIPE TRUEBA

Die Regierungschefin sagte am Donnerstag vor einem NSA-Untersuchungsausschuss des deutschen Parlaments aus. Dabei ging es auch um ihren Satz «Ausspähen unter Freunden - das geht gar nicht» von 2013. «Ich habe keinerlei Anlass gehabt, dass der Satz bei uns seitens des BND nicht eingehalten wurde», sagte Merkel in ihrer mit Spannung erwarteten Vernehmung.

Merkel betonte, sie halte an dem fraglichen Satz fest. Damit hatte Merkel auf den wahrscheinlichen, aber nicht bewiesenen Lauschangriff des US-Geheimdienstes NSA auf ihr Handy reagiert.

Inzwischen ist aber klar, dass auch der BND selbst über Jahre befreundete Partner, Regierungen und Institutionen ausspähte. Die Aufsicht über den BND liegt in Deutschland beim Kanzleramt. Die Opposition wirft Merkel deshalb Augenwischerei vor.

Merkel wies den Vorwurf zurück. Sie «habe ja auch nichts gewusst, wissen können» über die BND-Praktiken. Ihr Ausspruch sei ihr damals wie eine Trivialität erschienen. Man sei dann später «auf Dinge gestossen, die gegen diesen Satz verstossen», sagte Merkel in der stundenlangen Befragung, «deshalb ist er nicht falsch.»

Ein Abhören ihres Telefons sei für sie gar nicht zentral gewesen, zumal ihr alle Kommunikationsformen von offen bis verschlüsselt zur Verfügung stünden. «Für mich stehen vielmehr die Interessen aller Bürger im Vordergrund, die es zu schützen gilt», sagte Merkel. Selbst habe sie sich dann für ein neues Gerät entschieden.

Die Datenspionage der NSA war durch Enthüllungen des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden bekannt geworden. Merkel sagte aus, sie habe im Juni 2013 aus den Medien erfahren, dass die NSA «Datensammlungsprogramme» unterhalte.

Der NSA-Ausschuss des Bundestages leuchtete über Monate intensiv aus, wie der BND der NSA beim massiven Datenabgriff half. Die NSA gab dafür massenhaft sogenannte Selektoren an den BND - etwa Mailadressen, Telefonnummern oder IP-Adressen zum Ausforschen der Datenströme.

Die Empörung über die Affäre flammte erneut auf, als bekannt wurde, dass der BND auch aus eigenem Antrieb mit eigenen Selektoren Daten etwa von Regierungen und Parlamenten von Partnerländern ausspähte.

Merkel sagte, sie habe davon bis 2015 nichts gewusst. Dann aber habe sie reagiert und intern Aufklärung verlangt. «Ich habe sehr klare politische Vorgaben gemacht», sagte sie. Es sei daran gearbeitet worden, Defizite beim BND abzustellen. «Ich bin hoffnungsvoll, dass sich die Dinge in Zukunft nicht wiederholen werden.»

Die Linke-Obfrau im Ausschuss, Martina Renner, warf dem Kanzleramt als BND-Aufsicht «massives Versagen» vor. Merkel wies dies zurück. Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele hielt Merkel vor, im Fall Snowden nur die «Viertelwahrheit» zu sagen.

Es geht dabei um den Widerstand der deutschen Regierung, den NSA-Enthüller Snowden aus seiner russischen Zuflucht nach Deutschland zu holen. Merkel gab als Grund fehlende Asylgründe an. Ströbele warf ihr vor, Snowden aus Rücksichtnahme auf die USA nicht im Land haben zu wollen.

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