Frank-Walter Steinmeier, damals noch Aussenminister und noch nicht Bundespräsident, würdigte die deutsche EU-Diplomatin damals für den grossen Anteil, den sie am Abschluss des internationalen Abkommens zur Verhinderung der iranischen Atombombe hatte.
Zwölf Jahre habe Schmid mit der «diplomatischen Bohrmaschine in der Hand» daran mitgewirkt, einen Durchbruch zu erzielen, lobte Steinmeier damals und erinnerte daran, dass der deutsche Politiker Joschka Fischer sie in der ihm eigenen Form eines echten Kompliments gern als «Tüpfelhyäne» bezeichnet habe. Das Raubtier gilt als besonders geschickter Jäger und höchst ausdauernd.
Die Eigenschaften der Tüpfelhyäne dürften Helga Schmid künftig auch im neuen Job als Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hilfreich sein. Vor allem, wenn es darum geht, unter Einbeziehung von autoritär geführten Ländern wie Russland oder Belarus Krisen- und Konfliktmanagement zu betreiben. So spielt die OSZE unter anderem bei den Bemühungen um eine Beilegung des Russland-Ukraine-Konflikts eine wichtige Rolle.
Apropos Joschka Fischer: Der Grünen-Politiker gehörte in seiner Zeit als Aussenminister (1998-2005) zu den grossen Förderern von Helga Schmid. Er machte die Diplomatin 2003 zur Leiterin seines Ministerbüros, nachdem sie zuvor unter anderem in der Botschaft in Washington und als Beraterin von Fischers Vorgänger Klaus Kinkel gearbeitet hatte. Es folgte dann 2006 der Gang nach Brüssel, wo Schmid ihre internationalen Kontakte weiter ausbaute und schliesslich vor vier Jahren an die Spitze der rund 4500 Mitarbeiter des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) rückte.
Als Generalsekretärin war sie seitdem unter anderem für das reibungslose Funktionieren des EAD, einschliesslich dessen Verwaltung und Haushaltsführung, verantwortlich. Über ihr stand lediglich noch der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell.
Für ihre neue Funktion wird die 59-jährige Schmid nun nach Wien ziehen, die Stadt, in der sie jahrelang über den Atomdeal mit dem Iran verhandelte. Ein gutes Vorzeichen für den Start in den neuen Job könnte sein, dass es nach der Abwahl von US-Präsident Donald Trump wieder Hoffnung gibt, dass das «Wiener Abkommen» und damit auch ein bedeutender Teil ihres Lebenswerkes doch noch aufrechterhalten wird.
Für Schmid, die im bayerischen Dachau geboren wurde und in München und Paris studierte, wäre das wohl eines der grössten Geschenke, das man ihr machen kann. Erschüttert hatte sie nach Angaben aus dem EAD zuletzt verfolgt, wie der US-Ausstieg aus dem Abkommen die historische Vereinbarung immer näher ans Scheitern brachte.
(SDA)