Deutschland
Antisemitischer Angriff in Berlin - Haftbefehl gegen Syrer

Berlin – Nach dem antisemitischen Angriff auf einen jungen Israeli und seinen Begleiter in Berlin ist gegen den syrischen Täter Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung erlassen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstagabend mit.
Publiziert: 19.04.2018 um 22:24 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:25 Uhr
Nachdem der Antisemitismus in Deutschland durch die Erinnerung an Holocaust und Nazi-Vergangenheit einigermassen unter Kontrolle schien, flammt er mit muslimischen Immigranten nun wieder auf (Symbolbild mit jüdischer Kippa).
Foto: KEYSTONE/EPA/FOCKE STRANGMANN

Der 19-jährige Flüchtling befindet sich in Untersuchungshaft. Er habe sich zur Sache nicht geäussert, hiess es von der Polizei. Der Beschuldigte hatte sich zuvor mit einer Rechtsanwältin der Polizei gestellt. Der Flüchtling aus Syrien ist seit 2015 in Deutschland.

Der 21-jährige Israeli und sein Freund waren am Dienstagabend im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg unterwegs, dabei trugen sie Kippas - die traditionellen jüdischen Kopfbedeckungen.

Auf der Strasse wurden sie von drei arabisch sprechenden Männern antisemitisch beschimpft. Einer der Männer schlug mit einem Gürtel auf den 21-Jährigen ein und versuchte, ihn mit einer Flasche zu schlagen. Schliesslich flohen der Angreifer und seine Begleiter.

Der Angriff hatte empörte Reaktionen von Politikern und Vertretern anderer Institutionen ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem «schrecklichen Vorfall» und betonte: «Der Kampf gegen antisemitische Ausschreitungen muss gewonnen werden.»

Aussenminister Heiko Maas verurteilte die jüngsten antisemitischen Vorfälle in Deutschland als «beschämend». «Das zeigt, wir müssen auch heute noch gegen jede Form von Antisemitismus sehr klar Stellung beziehen», sagte er in Berlin an einer Festveranstaltung zum 70. Gründungsjubiläum Israels. «Unsere Verantwortung, uns schützend vor jüdisches Leben zu stellen, die endet nie.»

Für Antisemitismus gebe es keine «Bagatellgrenzen», betonte Maas. «Solange jüdische Schulen und die Synagogen in Deutschland von der Polizei geschützt werden müssen, solange junge Männer auf offener Strasse verprügelt werden, nur weil sie eine Kippa tragen, und solange Preise für judenfeindliche Provokationen verliehen werden, ist das beschämend.»

Die Kriminalpolizei hatte den Angreifer bereits identifiziert, bevor er sich stellte. Zeugen hatten sich bei der Polizei gemeldet und Hinweise zu dem Mann gegeben. Auf dem Video, das der angegriffene Israeli gefilmt und ins Internet gestellt hatte, war das Gesicht des Täters gut zu erkennen. Wo der Beschuldigte lebt, teilte die Polizei bislang nicht mit. Auch zu möglichen Vorstrafen und seinen beiden Begleitern gab es keine Informationen.

Das 21-jährige Opfer ist nach eigener Aussage kein Jude. Der Mann sagte aber in der Fernsehsendung «Stern TV»: «Ich bin unter Juden aufgewachsen, meine ganzen Freunde in Israel sind Juden, ich habe auch Juden unter meinen Verwandten. Es hat etwas mit mir zu tun, und es ist sehr wichtig für mich.»

Die Kippa habe er erst vor ein paar Tagen in Israel von einem Freund geschenkt bekommen, erzählte er an anderer Stelle. Trotz Warnungen habe er in Berlin die Erfahrung machen wollen, eine Kippa zu tragen.

Mike Samuel Delberg, Repräsentant der Jüdischen Gemeinde, sagte, an dem Angriff ändere sich nichts durch die Tatsache, dass das Opfer kein Jude sei. «Die Tat richtete sich gegen jüdische Symbole und gegen Juden.»

Der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Regierung, Felix Klein, forderte eine realistische Abbildung von muslimischem Antisemitismus in der Kriminalstatistik. Danach würden 90 Prozent dieser Taten von Rechtsradikalen begangen, sagte Klein der Tageszeitung «Die Welt».

«Von Juden in Deutschland höre ich aber etwas anderes. Vor allem der muslimische Antisemitismus ist stärker, als es in der Statistik zum Ausdruck kommt.»

Klein betonte: «Es stimmt: Judenhass hat auch ein hässliches islamistisches Gesicht und kann auch einen muslimischen Hintergrund haben. Antisemitismus ist in vielen islamischen Ländern verbreitet. Dieser wird oft nach Deutschland mitgebracht.»

Fehler gefunden? Jetzt melden