Altkanzler nimmt Ungarns Premier in Schutz
Helmut Kohl will Viktor Orbán treffen

Der deutsche Altbundeskanzler Helmut Kohl will in Kürze mit dem umstrittenen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zusammentreffen. Das sagte Kohl heute in der «Bild»-Zeitung. Den genauen Termin und die Umstände des Treffens nannte er aber nicht.
Publiziert: 04.04.2016 um 06:27 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:27 Uhr
Der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl bei der Präsentation seines Buches im Oktober 2014. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/AP/MICHAEL PROBST

Wie «Bild» weiter schreibt, verteidigte Kohl Orbán ausdrücklich gegen die internationale Kritik an dessen politischem Kurs. Orbán gehört zu den schärfsten europäischen Gegnern der Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Die Zeitung zitiert zudem aus einem demnächst erscheinenden Buchbeitrag Kohls zur europäischen Politik. «Einsame Entscheidungen, so begründet sie dem Einzelnen erscheinen mögen, und nationale Alleingänge müssen der Vergangenheit angehören. Sie sollten im Europa des 21. Jahrhunderts kein Mittel der Wahl mehr sein, zumal die Folgen von der europäischen Schicksalsgemeinschaft regelmässig gemeinsam getragen werden müssen», schreibt Kohl im Aufsatz, der anlässlich der Verleihung des Aachener Karlspreises an Papst Franziskus am 6. Mai im Vatikan veröffentlicht werden soll.

Nach einem Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer bei Orbán Anfang März in Budapest waren auch aus der CDU kritische Stimmen an dem Treffen mit dem ungarischen Regierungschef laut geworden. Orbán wird von vielen europäischen Institutionen und Nachbarn ausserdem vorgeworfen, die Pressefreiheit in seinem Land drastisch eingeschränkt zu haben.

Tägliches Training auf dem Ergometer

Kohl sprach anlässlich seines 86. Geburtstag auch über seinen Gesundheitszustand. Ihm falle das Sprechen und Schlucken noch schwer. Er hatte sich im vergangenen Jahr erst einer Hüft-Operation und dann einem Eingriff am Darm unterziehen müssen. In der Folge kam es zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen.

Seit Oktober 2015 lebt Kohl wieder in seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim und wird dort unter anderem von seiner Frau Maike Kohl-Richter betreut. Beinahe täglich, sagte Kohl, trainiere er nun auf dem Ergometer. Fernsehen schaue er kaum noch, nur Nachrichten und gelegentlich Fussball.

Von einem Arzt begleitet, habe der auf einen Rollstuhl angewiesene Kohl bereits wieder einige Ausflüge unternommen, so an Weihnachten zum Speyerer Dom und an den Rhein. Als seinen Geburtstagswunsch gab Kohl an: «Kraft. Und noch ein paar gute Jahre.»

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