Am kommenden Parteitag im Juni solle mit der Wahl des neuen Bundesvorstandes auch über den künftigen Kurs abgestimmt werden, erklärte Lucke in dem am Samstag versendeten Rundschreiben. Bislang hatte der Hamburger Ökonomie-Professor es vermieden, sich im Richtungsstreit zwischen national-konservativem und wirtschaftsliberalen Flügel eindeutig zu positionieren.
In der «Erfurter Resolution», eines von AfD-Mitgliedern der nationalkonservativen Strömung veröffentlichten Manifestes, wird unter anderem beklagt, die AfD habe «sich von bürgerlichen Protestbewegungen ferngehalten und in vorauseilendem Gehorsam sogar distanziert».
Damit wird auf die islamkritische Pegida-Bewegung («Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes») angespielt. Die AfD-Chefs in Sachsen und Brandenburg, Frauke Petry und Alexander Gauland, hatten den Kontakt zu Pegida gesucht.
In der Resolution wird auch der Vorwurf erhoben, die AfD passe sich immer mehr dem «etablierten Politikbetrieb an: dem Technokratentum, der Feigheit und dem Verrat an den Interessen unseres Landes». Die Autoren verstehen die AfD jedoch als «Widerstandsbewegung gegen die weitere Aushöhlung der Souveränität und der Identität Deutschlands».
Der wirtschaftsliberale Flügel reagierte auf die «Erfurter Resolution» vergangenen Mittwoch mit einer «Deutschland-Resolution». Dort wird den Kontrahenten unter anderem vorgehalten, «eine AfD der flachen Parolen und schrillen Töne» zu wollen. Die «Deutschland-Resolution» ist unter anderem von Hans-Olaf Henkel entworfen worden, dem Wortführer des wirtschaftsliberalen Flügels.