Deutscher IS-Rapper tot
Das verpfuschte Leben von Deso Dogg

Er wurde oft totgesagt, nun aber soll der bekannteste Extremist Deutschlands tatsächlich in Syrien ums Leben gekommen sein.
Publiziert: 30.10.2015 um 17:51 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:13 Uhr
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Rapper: Als Deso Dogg versuchte sich Cuspert in der deutschen Rap-Szene.
Foto: Deso Dogg
Von Gregory Remez

«Willkommen in meiner Welt voll Hass und Blut» – so beginnt das bekannteste Stück des früheren Berliner Rappers Denis Cuspert, besser bekannt als «Deso Dogg». Die Worte stehen sinnbildlich für das Leben des wohl bekanntesten Dschihadisten Deutschlands.

Vom Musiker und Kleinkriminellen entwickelte sich der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen im Laufe der letzten Jahre zum radikalen Islamisten. Zuletzt folterte, vergewaltigte und mordete er als «Abu Talha al-Almani» für den Islamischen Staat in Syrien. Seit Februar stand er auf der Fahndungs­liste der USA und galt als «potenziell weltweit gefährlicher Terrorist».

Jetzt soll Cuspert tot sein. Gestern Abend bestätigte das US-Verteidigungsministerium gegenüber «CNN», dass der Deutsche am 16. Oktober bei einem amerikanischen Luftangriff in der Nähe von Rakka getötet worden ist – zwei Tage vor seinem 40. Geburtstag.

Steile Dschihadisten-Karriere

Es ist nicht das erste Mal, dass der Ex-Rapper für tot erklärt wird, doch spricht vieles dafür, dass es sich diesmal nicht um eine Falschmeldung handelt. Erstmals berichten nämlich nicht nur Oppositionelle, sondern auch Sympathisanten über seinen Tod. Es wäre das Ende eines persönlichen Feldzugs, der vor dreieinhalb Jahren mit der Ausreise aus Deutschland begann, vermutlich aber schon viel früher.

Mehr als 800 Deutsche, heisst es, haben sich dem IS mittlerweile angeschlossen. Doch keinem gelang eine so steile Karriere bei den Dschihadisten wie dem Berliner. Ermittlern zufolge rückte er bereits nach einem halben Jahr in die IS-Führung auf.

Drohungen gegen Deutschland

In seinen zahlreichen Videobotschaften kündigte Cuspert an, den Heiligen Krieg nach Europa zu tragen, auch nach Deutschland. Seine Heimat Berlin beschimpfte er wiederholt als «Kuffar-Metropole», Hort der Ungläubigen.

Dort musste Cuspert in jungen Jahren eine Niederlage nach der anderen einstecken. Die grösste als Musiker: Unter dem Pseudonym «Deso Dogg» inszenierte er sich als Gangster-Rapper und huldigte Kleinkriminellen, Zuhältern und Schlägern. Doch während Kollegen wie Bushido mit ähnlichen Botschaften Millionen scheffelten, bekam Cuspert nicht mal einen Plattenvertrag.

Cusperts Ausflug in den professionellen Kampfsport vor sieben Jahren blieb ebenfalls erfolglos. Kurz darauf wurde er immer häufiger in der Neuköllner Al-Nur-Moschee gesichtet, wo er mit Salafisten in Kontakt kam. Schliesslich zog er nach Bonn, Wahlheimat vieler Männer, die später in Syrien oder im Irak morden sollten.

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