Deutscher Bürgermeister Andreas Hollstein (54) spricht über Messer-Angriff
Dönerbuden-Besitzer rettete sein Leben!

Der Bürgermeister der westdeutschen Stadt Altena, Andreas Hollstein (CDU), ist bei einem Messerangriff verletzt worden . Der Angreifer handelte wohl aus einem politischen Motiv. Am Dienstagmorgen nahm er vor den Medien Stellung. Er verurteilte Fremdenhass und will an seiner Flüchtlings-Strategie festhalten.
Publiziert: 28.11.2017 um 08:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:25 Uhr
Nicole Bruhin

Andreas Hollstein (54), Bürgermeister von Altena in Nordrhein-Westfalen, war am Montagabend in einem Dönerladen mit einem Messer angegriffen worden (BLICK berichtete). Der Politiker sei mit einem Rettungswagen ins Spital gebracht worden, habe es aber noch am Abend wieder verlassen können, berichteten örtliche Medien in der Nacht.

Am Dienstagmorgen nahm er zu dem Vorfall vor der Presse Stellung. «Ich hätte auf diese Publicity verzichten könne. Ich bin nur leicht verletzt worden», sagt er zu Beginn der Pressekonferenz. Er lobt den Einsatz des Dönerbuden-Besitzers: «Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch am Leben wäre.»

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Bürgermeister Andreas Hollstein wurde in einem Dönerladen angegriffen.
Foto: Imago

Gegen 19.50 Uhr sei er in die Bude gegangen, für seine kranke Frau wollte er einen Döner holen. Der Täter habe ihn angesprochen und gefragt, ob er der Bürgermeister sei und dann gesagt: «Sie lassen mich verdursten und lassen 250 Flüchtlinge nach Altena.» Der Mann habe ihm dann ein Messer an den Hals gehalten und ihn so verletzt. Zusammen mit dem Imbiss-Besitzer habe Hollstein denn Mann dann niedergerungen.

Drittes Leben für den Bürgermeister

Hollstein sagt weiter, dass er um sein Leben fürchtete. Den Mann habe er nicht gekannt. Wegen seiner Flüchtlingspolitik in der Vergangenheit habe er schon diverse Drohungen erhalten. Die Debatte werde auch immer härter geführt, nicht nur in Altena. «Das Gift in den sozialen Medien findet Eingang in einfach gestrickte Menschen wie den Täter, er war nur ein Werkzeug.»

Seine Frau habe ihn gewarnt vor einem solchen Szenario, sagt der Bürgermeister weiter. Er will an seinem Kurs in der Flüchtlingsfrage auch festhalten. «Ich werde mich einsetzen, für Flüchtlinge, aber auch für andere sozial Schwache.»

Bundeskanzlerin Merkel habe ihm Mitgefühl ausgedrückt. «Ich habe ein drittes Leben bekommen», sagt er. Denn Hollstein besiegte bereits den Krebs.

Politischer Hintergrund vermutet

«Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass es einen politischen Hintergrund bei diesem Anschlag gibt», sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Der mutmassliche Täter, der laut Laschet dingfest gemacht wurde, habe Bemerkungen über die Flüchtlingspolitik gemacht, die diesen Rückschluss zuliessen.

Der Fall erinnert an den Angriff auf Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Sie war im Oktober 2015 einen Tag vor ihrer Wahl von einem Rechtsextremisten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel äusserte sich bestürzt: «Ich bin entsetzt über den Messerangriff auf Bürgermeister Andreas Hollstein - und sehr erleichtert, dass er schon wieder bei seiner Familie sein kann», twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag im Namen der Kanzlerin.

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