Ein indischer Student bewirbt sich um einen Praktikumsplatz an der Universität Leipzig (D). Die Absage aus dem Institut für Biochemie ist alles andere als sachlich. «Leider akzeptieren wir keine männlichen indischen Studenten», heisst es im Antwortmail von Professorin Annette Beck-Sickinger, das auf dem Onlineportal «Quora» kursiert.
«Wir hören viel von den Vergewaltigungsproblemen in Indien. Da ich in meiner Gruppe viele Studentinnen habe, kann ich diese Haltung nicht unterstützen», schreibt Beck-Sickinger weiter.
In einem zweiten Mail räumt die Professorin zwar ein, dass sie «verallgemeinere». Aber sie bleibt bei ihrem Entscheid. Dass Indien das Problem mit den Massen-Vergewaltigungen nicht in den Griff kriege, zeige die fehlende Wertschätzung gegenüber Frauen. «Wir können die indische Gesellschaft nicht beeinflussen. Aber wir können in Europa Konsequenzen ziehen.» Viele Professorinnen würden es ihr gleich tun.
Auf Anfrage von Blick.ch windet sich Beck-Sickinger. «Ich lehne niemanden wegen Geschlecht oder Herkunft ab.» Ihr Labor sei «sehr international» und «offen für alle Gesellschaften». Zurzeit seien in ihrem Praktikumsteam auch zwei Inder.
Die Entscheidung für eine Absage basiere lediglich auf der «Passfähigkeit». «Dass ich nicht jeden nehmen kann, frustriert natürlich manche», so Beck-Sickinger. Sie geht deshalb von einer «Retourkutsche» für einen negativen Entscheid aus.
Heisst das also, die veröffentlichten Mails stammen gar nicht von ihr? «Wir versuchen zu eruieren, wie die Antworten entstanden sind.»
Erst nach mehrmaligem Nachfragen von Blick.ch gibt sie zu: «Ich habe einen Fehler gemacht.» Die Professorin entschuldigt sich öffentlich für ihre Äusserungen. Doch sie betont: Die Antworten seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Sie sei alles andere als rassistisch und fremdenfeindlich eingestellt.