Dem US-Grosswildjäger Walter Palmer weht ein gewaltiger Shitstorm entgegen. «Du elender Abschaum», schrieb ein Twitter-User, nachdem am Dienstag bekannt geworden war, dass Palmer Simababwes berühmtesten und beliebtesten Löwen Cecil erlegt hatte.
«Schäm Dich dafür, eine majestätische Kreatur getötet zu haben», teilte ein anderer auf dem Kurznachrichtendienst mit. Eine Facebook-Seite, die sich gegen den Zahnarzt aus Eden Prairie im US-Bundestaat Minnesota richtet, zählte innerhalb weniger Stunden beinahe 20'000 Mitglieder.
Mehr als 130'000 Menschen haben nach Cecils Tod zudem eine Petition an Simbabwes Präsident Robert Mugabe unterzeichnet, um die Genehmigungen zur Jagd auf vom Aussterben bedrohte Tiere zu stoppen.
Er tötete einen Bären – illegal
Palmer selbst, der 50'000 Dollar für den Abschuss Cecils bezahlt haben soll, teilte in einem Statement mit, er habe keine Ahnung gehabt, «dass der Löwe ein bekannter, lokaler Liebling war, ein Halsband trug und Teil einer wissenschaftlichen Studie war».
Allerdings ist der 55-Jährige kein unbeschriebenes Blatt. Im Jahr 2008 bekannte er sich schuldig, in Wisconsin einen Schwarzbären 60 Kilometer ausserhalb der erlaubten Jagdzone erlegt zu haben. 3000 Dollar Busse musste er damals zahlen.
2003 wurde er gebüsst, weil er ohne Patent Fischen ging. Und im Jahr 2009 zahlte er einer Frau, die ihm sexuelle Belästigung vorwarf, einen Betrag von knapp 130'000 Dollar – ohne sich aber schuldig zu bekennen.
Legendäre Treffsicherheit
Palmers Jagdleidenschaft ist gut dokumentiert. Laut Aufzeichnungen der Organisation Safari Club International hat der Zahnarzt in den vergangenen Jahren 43 Tiere getötet – alle mit Pfeil und Bogen. Darunter ein Elch, ein Hirsch, ein Büffel, ein Eisbär und ein Puma.
Fotos zeigen ausserdem, dass Palmer auch schon einen Löwen, einen Leoparden, ein Nashorn und einen Elefanten getötet hat.
Die Treffsicherheit Palmers, der im Alter von fünf Jahren Schiessen gelernt hat, ist legendär. Er sei in der Lage, mit seinem Bogen eine Jasskarte aus knapp hundert Meter Entfernung zu treffen, heisst es. 2008 erlegte er mit einem Pfeil einen Elch aus etwa 70 Metern Distanz. Mit dieser Leistung schaffte er es sogar in die «New York Times».
«Ich bedaure zutiefst, dass das Ausüben einer Aktivität, die ich liebe und verantwortungsvoll ausübe, mit dem Tod dieses Löwen geendet hat», heisst es in Palmers Stellungnahme.
Vor Gericht
Der Safari-Organisator und der Besitzer der Farm, auf dessen Land Cecils gehäuteter und enthaupteter Kadaver entdeckt wurde, müssen sich nun wegen Wilderei vor Gericht verantworten. Ihnen droht eine Gefängnisstrafe von bis zu 15 Jahren.
Palmer sagte, er sei von den Behörden noch nicht kontaktiert worden. Er werde aber mit den Ermittlern aber kooperieren. (bau)