Seine Dokumentation der spektakulären Flucht eines Mädchens aus dem Tibet hat ihn weltberühmt gemacht. Und über Jahre war er der Hofchronist des Dalai Lama. Er begleitete diesen auf vielen Reisen, fotografierte ihn sogar bis ins Schlafzimmer. Der Winterthurer Manuel Bauer (48) ist ein international anerkannter Meister seines Fachs.
Doch fotografieren allein genügt ihm nicht. Er engagiert sich auch. Leid will er nicht nur zeigen, sondern auch lindern.
So ist er am Wochenende nach Kathmandu geflogen, um den vom Erdbeben versehrten Menschen zu helfen. Er kennt die Region von vielen Besuchen. «Die Zerstörung ist gewaltig, die Stimmung bisweilen gespenstisch, berichtet er BLICK. «Doch es ist eindrücklich, wie gefasst die Menschen sind.»
Überwältigt ist Bauer auch von der Solidarität der Schweizer. Ein Spendenaufruf, den er kurz vor der Abreise lancierte, brachte innert Stunden Zehntausende von Franken. Eine erste Tranche hat er gestern seinem Gewährsmann Sonam Sherpa (41) in Kathmandu übergeben. Der Reiseunternehmer, der seine Zeit nun vor allem der Hilfe widmet, wird die Spenden für Notleidende auf dem Land einsetzen.
Das verheerende Erdbeben hat nach offiziellen Angaben über 7000 Tote gefordert, mehr als 14 000 Menschen wurden verletzt. Die Behörden rechnen allerdings mit einer «viel höheren Opferzahl».
Denn zu vielen Dörfern in abgelegenen Regionen gibt es noch immer keinen Kontakt. Immerhin ermutigend: Am Wochenende wurden – über eine Woche nach der Katastrophe – vier Überlebende aus den Trümmern geborgen, darunter ein 101-jähriger Mann.
Fotograf Bauer führt seine Mission der Hoffnung in den nächsten Tagen in Mustang weiter. Diese Region Nepals ist vom Erdbeben offenbar weitgehend verschont geblieben – trotzdem ist dort Hilfe nötig.
Das Dorf Sam Dzong leidet seit Jahren unter Wassernot, wegen des Klimawandels trocknet es aus. Alle Bewohner müssen umziehen. Drei Stunden entfernt haben sie dank Spenden ein neues Zuhause errichten können, Mitte Mai werden die Häuser bezogen.
Bauer wird an diesem grossen Tag dabei sein. Denn er hat über das verdurstende Dorf nicht nur berichtet – dank seines Einsatzes ist überhaupt die Hilfe zustande gekommen, die den Menschen dort eine Zukunft gibt.