«Wir haben ihn», twitterte der belgische Staatssekretär Theo Francken vergangenen Freitag. Salah Abdeslam, der meistgesuchte Terrorist Europas, konnte im Brüsseler Stadtviertel Molenbeek gefasst werden.
Über vier Monate hatten die Behörden nach dem 26-Jährigen gefahndet. Wie jetzt bekannt wird, war es offenbar eine Pizza-Bestellung, die den Franzosen mit marokkanischen Wurzeln schliesslich verriet.
Zugriff beim Nachmittags-Tee
Mehrere Spuren hätten im Lauf der Woche zu einem Haus in der Rue des Quatre-Vents in Molenbeek geführt, berichtet «Politico» – darunter laut französischen Medien offenbar GPS-Daten eines Handys, mit dem Abdeslam telefoniert hatte. Die Ermittler observierten das Gebäude, das sich nur rund einen halben Kilometer von Abdeslams früherem Zuhause entfernt befand, und hätten dabei mitbekommen, wie eine Bewohnerin eine ungewöhnlich grosse Pizza-Lieferung entgegengenommen habe, schreibt die US-Zeitung unter Berufung auf Angaben von nicht näher genannten Sicherheitskräften.
Um 16.30 Uhr habe man die Wohnung schliesslich gestürmt. Die Frau sei überrascht worden, wie sie mit zwei Freunden und mehreren kleineren Kindern Tee getrunken haben soll. Mit dabei: der gesuchte Terrorist Salah Abdeslam.
Abdeslam wurde bei dem Zugriff am Bein verletzt und konnte verhaftet werden. Vier weitere Personen, darunter die Bewohnerin des Hauses, wurden vorübergehend festgenommen.
Machte er einen Rückzieher?
In einer ersten Vernehmung soll Abdeslam gesagt haben, geplant zu haben, sich in der Terror-Nacht vom 13. November beim Stade de France in die Luft zu sprengen. Im letzten Moment soll der Islamist eigenen Angaben zufolge allerdings kalte Füsse bekommen haben, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft gestern mit. Nach den Attentaten in der französischen Hauptstadt, bei der insgesamt 130 Menschen ums Leben kamen, liess sich der Dschihadist von Bekannten zurück nach Brüssel chauffieren, wo er sich seither offenbar versteckt gehalten hatte.
Nun sitzt Abdeslam hinter Gittern, wurde angeklagt wegen Mittäterschaft an terroristischen Morden. Sein Mandant kooperiere mit den belgischen Behörden, teilte sein Anwalt mit. Einer Auslieferung nach Frankreich widersetzt er sich allerdings. (lha)