Der neue französische Präsident formiert seine Regierung
Holt Macron Hollandes Ex Ségolène Royal?

Der am Sonntag gewählte Präsident Frankreichs muss nun seine Regierung bilden. Er weiss auch schon, wen er zum Premierminister ernennen wird.
Publiziert: 08.05.2017 um 20:49 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:50 Uhr
Überraschender Auftritt: Ségolène Royal besuchte am 1. Mai eine Wahlkampfveranstaltung von Emmanuel Macron.
Foto: REUTERS
Guido Felder

Bevor der neugewählte Präsident Frankreichs zu regieren beginnt, muss Emmanuel Macron (39) seine Entourage zusammenstellen. Noch hält sich der Gründer der linksliberalen Bewegung En Marche! bedeckt, wen er zum Premierminister ernennen will und mit wem er die anderen Ministerposten besetzen möchte.

Zum Thema Premierminister sagte Emmanuel Macron am TV bisher nur so viel: «Ich habe eine bestimmte Person im Kopf. Sie verfügt über politische Erfahrung, ist fähig, eine Mehrheit im Parlament zu führen und eine komplett neue Regierung zu motivieren.»

Da waren sie noch ein glückliches Paar: François Hollande und Ségolène Royal bei den Europa-Wahlen 1999.
Foto: Gamma-Rapho via Getty Images

Royal kandierte schon zwei Mal fürs Präsidentenamt

Französische Medien spekulieren über Namen. Im Gespräch sind unter anderem der Demokratische- Bewegung-Präsident François Bayrou (65), Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian (69), En Marche!-Generalsekretär Richard Ferrand (54), der Lyoner Bürgermeister Gérard Collomb (69) und IWF-Direktorin Christine Lagarde (61).

Nun kommt ein weiterer Name ins Spiel: Ségolène Royal (63). Sie war bis 2007 die Partnerin des abtretenden Präsidenten François Hollande (62). Die beiden haben vier gemeinsame Kinder. Die Sozialistin kandidierte 2007 und 2012 für die Präsidentschaftswahl und somit gegen ihren ehemaligen Lebensgefährten. François Hollande gewann die Wahl. Seine Ex wurde aber 2014 zur Ministerin für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Energie ernannt.

2014 wurde Ségolène Royal Umweltministerin.
Foto: Getty Images

Emmanuel Macron hatte zwar einige Wochen vor den Wahlen verneint, dass Royal für ihn ein Thema sei. Doch ein unerwarteter Besuch der Ministerin an einer Wahlkampfveranstaltung Macrons am 1. Mai heizte die Diskussionen wieder an. Ségolène Royal nannte Macron auch stets «Mein Kandidat».

Für einige Medien wäre Royal die perfekte Premierministerin: Sie ist eine Frau und würde die Sozialisten in vorderster Position in der Regierung vertreten. Zudem hätte sie Kapazitäten: Eben haben ihr die Vereinten Nationen eine Absage erteilt. Royal hatte sich für den Posten als Direktorin des UN-Entwicklungsprogramms beworben, den ihr der Deutsche Achim Steiner (55) weggeschnappt hat.

François Hollande und Ségolène Royal an einer Versammlung der Sozialisten 2007 – dem Jahr ihrer Trennung.
Foto: Gamma-Rapho via Getty Images

«Sie wäre zu sozialistisch geprägt»

Frankreich-Experte Nino Galetti (44), Politologe und Leiter des Auslandbüros Frankreich der Konrad-Adenauer-Stiftung, könnte sich zwar vorstellen, dass der neue Präsident die bisherige Umweltministerin Royal in der Regierung behalten möchte – aber wohl eher nicht als Premierministerin. Galetti zu BLICK: «Macron hat angekündigt, dass er neue Kräfte in die Regierung berufen will. Als Premierministerin wäre Royal zu sehr sozialistisch geprägt. Sie erinnert auch zu stark an Hollande.»

Ebenfalls im Gespräch als Premierminister: Lyons Bürgermeister Gérard Collomb.
Foto: REUTERS

Galettis Favorit für das Amt des Premierministers ist Gérard Collomb. «Als Bürgermeister der drittgrössten Stadt Frankreichs und als Senator weiss Collomb, wie Frankreich funktioniert. Zudem ist der Sozialist pragmatisch und mitteorientiert», sagt Galetti. 

Macron ist am Sonntag zum Präsidenten Frankreichs gewählt worden. 66 Prozent der Wähler stimmten für ihn, Marine Le Pen (48) vom rechtsextremen Front National blieb auf der Strecke. Vermutlich wird Macron nach seinem Antritt am 15. Mai bis zu den Parlamentswahlen am 11. und 18. Juni eine Übergangsregierung bestimmen. Die definitive Regierung dürfte er erst bestätigen, wenn die Kräfteverhältnisse in der Nationalversammlung geklärt sind.

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