Drei Mal mehr als Aids, Tuberkulose und Malaria
Neun Millionen Todesfälle wegen Umweltverschmutzung

Umweltverschmutzung ist einer Studie zufolge für weltweit jeden sechsten vorzeitigen Todesfall verantwortlich. Im Jahr 2015 hätten durch Umweltverschmutzung verursachte Krankheiten zum Tod von neun Millionen Menschen geführt, heisst es in einer am Freitag im britischen Fachmagazin «The Lancet» veröffentlichten Untersuchung.
Publiziert: 20.10.2017 um 15:22 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:27 Uhr
Die indische Stadt Mumbai versinkt im Smog. Schlimm anzusehen und auch noch gefährlich für das Leben vieler Menschen.
Foto: Rafiq Maqbool

Das seien drei Mal mehr als durch AIDS, Tuberkulose und Malaria zusammen und 15 Mal mehr als durch Kriege und andere Formen der Gewalt. Mit neun Millionen Toten lag der Anteil der durch Umweltverschmutzung herbeigeführten Todesfälle an allen krankheitsbedingten Todesfällen im Jahr 2015 bei 16 Prozent.

Verschmutzte Luft und Wasser

Besonders drastische Folgen hat der Studie zufolge die Luftverschmutzung - durch Industrie- und Autoabgase, aber auch im Inneren von Räumen durch das Verbrennen von Holz oder Kohle zum Heizen oder Kochen. Luftverschmutzung war demnach 2015 für den Tod von weltweit 6,5 Millionen Menschen verantwortlich, und zwar durch Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Lungenkrebs und Atemwegserkrankungen.

An zweiter Stelle folgt die Verschmutzung von Wasser, die laut der Schätzung zu 1,8 Millionen Todesfällen führte. Die Belastung am Arbeitsplatz durch giftige und krebserregende Substanzen führte demnach zu 800'000 Todesfällen. Und diese Zahl sei «vielleicht untertrieben», schrieben die Autoren. Denn viele chemische Schadstoffe seien noch gar nicht identifiziert.

Als Beispiele für berufsbedingte Krankheiten werden in der Studie Lungenkrankheiten im Kohlebergbau und Blasenkrebs von Arbeitern in Färbereien genannt. Auch Asbest führt häufig zu Lungenkrankheiten.

Vor allem ärmere Menschen betroffen

Betroffen sind der «Lancet»-Studie zufolge vor allem Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen. Dort machten die Forscher 92 Prozent der durch Umweltverschmutzung verursachten Todesfälle aus.

In Staaten mit einer raschen Industrialisierung wie China, Indien, Pakistan, Kenia oder Madagaskar könnte demnach jeder vierte Todesfall auf Umweltverschmutzung zurückzuführen sein. Allein Indien und China machen mit 2,5 beziehungsweise 1,8 Millionen Todesfällen fast die Hälfte der Gesamtzahl der Opfer aus.

Die meisten Opfer von Umweltverschmutzung seien «die Armen und die Machtlosen», sagte einer der Ko-Autoren der Studie, Karti Sandilya, von der Organisation Pure Earth. «Deshalb bedroht Umweltverschmutzung die grundlegendsten Menschenrechte wie das Recht auf Leben, Gesundheit, Wohlergehen, sichere Arbeit sowie den Schutz von Kindern und den verletztlichsten Menschen». Auch die wirtschaftlichen Folgen der Umweltverschmutzung trügen vor allem die ärmeren Länder, heisst es in der Studie.

Aufruf zum Handeln

In einem Kommentar zu der Studie rief «The Lancet» dazu auf, dringend Gegenmassnahmen zu ergreifen. Die Ergebnisse kämen in einer «beunruhigenden Zeit», in der die unter neuer Leitung stehende US-Umweltbehörde EPA «etablierte Umweltregelungen unterminiert».

Die Studie sei ein «Aufruf zum Handeln». An der Untersuchung wirkten internationale Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und rund 40 Forscher mit. (SDA)

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