Er ist noch gar nicht auf dem Thron, da wackelt dieser schon. Am Montag präsentierten die am 4. März 2018 gewählten Populisten der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega Nord endlich ihren Kandidaten für das Amt des Premiers. Es ist Giuseppe Conte (53). Politischer Neuling, Rechtsanwalt, Universitätsprofessor – und Prahlhans?
Denn kaum ist der Name bekannt, tauchen peinliche Details über den gebürtigen Süditaliener auf. In seinem 12-seitigen Lebenslauf listet Conte u.a. Jura-Fortbildungen in New York und Wien auf. Auf Seite 2 schreibt Giuseppe Conte, er habe zwischen 2008 und 2012 jeden Sommer mindestens einen Monat an der renommierten US-Universität in Manhattan studiert.
Sprachkurs am Wiener Kulturinstitut
Schon twittert der Korrespondent der New York Times in Italien, Jason Horowitz: Giuseppe Conte sei nicht in den Archiven der New Yorker Universität zu finden, weder als Student noch als Mitarbeiter. Auch Wiener Lorbeeren heftet sich der linke Newcomer ans Revers. Er habe, so behauptet das prächtige Curriculum des Fünf-Sterne-Mannes, Jura am «International Kultur Institut» in Wien studiert. Nur, das gäbe es gar nicht, twittert die Südtiroler Journalistin Jeanne Perego. Wien habe zwar ein Internationales Kulturinstitut, das aber sei eine simple Sprachschule. Hatte Giuseppe Conte lediglich einen Deutschkurs besucht?
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella (76) liess gestern die von Polit-Clown Beppe Grillo (69) gegründete Fünf-Sterne-Bewegung und die rechtspopulistische Lega Nord zappeln. Ohne seinen Segen, kein Premier, keine Regierung. Die Beratungen mit den Präsidenten der Kammern dauerten bis in die Abendstunden. Denn auch das erst vor vier Tagen vorgelegte Regierungsprogramm der Koalitionäre ist für Mattarella schwer verdaulich.
Koalition fährt riskanten politischen Kurs
Demnach wollen die Links-rechts-Populisten die Stabilitätsregeln der EU über Bord werfen. Sie planen ein Grundeinkommen von 780 Euro, die Senkung der Steuern und des Rentenalters, Investitionen in Soziales und eine Flat-Tax – alles finanziert über weitere Schulden. Dabei ist Italien nach Griechenland das am höchsten verschuldete EU-Mitglied. Die Koalition fährt einen riskanten Kurs – und das mit einem Aufschneider als Kapitän?