Starker Polizeischutz für vergifteten Nawalny
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Putin-Kritiker:Hier wird Nawalny ins Spital gebracht

Der Kreml-Kritiker wird in Berlin gepflegt
Starker Polizeischutz für vergifteten Nawalny

Endlich haben seine Angehörigen erreicht, was sie wollten: Der vermutlich vergiftete Kreml-Kritiker Aleyej Nawalny (44) ist nach Berlin geflogen worden. Dort wird er als offizieller Gast von Kanzlerin Merkel behandelt.
Publiziert: 23.08.2020 um 08:11 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2020 um 15:01 Uhr
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Alexej Nawalny bei seiner Ankunft in Berlin.
Foto: keystone-sda.ch

Kreml-Kritiker Alexej Nawalny (44) ist am Samstag von der sibirischen Stadt Omsk nach Berlin überführt worden. Dort wird er unter starken Sicherheitsmassnahmen in der Charité-Klinik behandelt.

Der russische Oppositionspolitiker sei sogar offiziell als Gast der Kanzlerin eingestuft worden, meldete das ZDF. Das sei vor allem ein bürokratischer Kniff, um dem Putin-Kritiker den bestmöglichen Polizeischutz geben zu können. Denn auch in Berlin könnten ihm seine Feinde nach dem Leben trachten. Gleichzeitig aber ist es sicher auch ein deutliches Zeichen von Angela Merkel (66) an den russischen Präsidenten Wladimir Putin (67).

In Berlin kann der 44-Jährige ausführlich untersucht und behandelt werden. Nach der medizinischen Diagnostik und Rücksprache mit der Familie wollen sich die Ärzte zur Erkrankung und weiteren Schritten äussern, erklärte die Universitätsklinik.

Schwere Vorwürfe an russische Ärzte

Nawalnys engster Kreis hatte russischen Behörden und Ärzten vorgeworfen, mit einer Verzögerungstaktik einen raschen Transport verhindert und so mögliche Beweise vertuscht zu haben. Nawalnys Frau Julia Nawalnaja (44) und sein Team verdächtigen sogar die Ärzte, eindeutig gelogen zu haben. Nawalnaja bat dann Präsident Wladimir Putin persönlich, den Transport zu erlauben.Die Aktion war heikel, denn Nawalny ist einer der schärfsten Kritiker des Kremlchefs.

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (64) zeigt sich erleichtert, dass Nawalny «in einem Krankenhaus und von Ärzten behandelt wird, die das Vertrauen der Familie geniessen». Und weiter: «Ich hoffe, dass alle diejenigen, die zur Klärung dieser Frage etwas beitragen können, dies tatsächlich tun.»

Auch die deutsche Regierung setzt auf eine erfolgreiche Behandlung Nawalnys in Berlin. «Die Bundesregierung hofft, dass die Behandlung in der Charité zu einer Besserung seines Zustands führt und eine vollständige Genesung ermöglicht», teilte ein Regierungssprecher mit.

Mit Tee vergiftet?

Nawalnys Team geht davon aus, dass der Oppositionelle während einer Reise durch Sibirien mit einem Tee vergiftet wurde. Aus Sicht der russischen Ärzte gibt es dafür jedoch keinen Beleg. Sie sprachen lediglich von einer Stoffwechselstörung.

Der Jurist wollte am Donnerstag von Sibirien zurück nach Moskau fliegen. Am Flughafen in Tomsk habe er noch einen Tee getrunken, sagte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch. Während des Flugs habe er sich unwohl gefühlt und noch an Bord das Bewusstsein verloren. Das Flugzeug landete dann in Omsk, das 4000 Kilometer von der deutschen Hauptstadt entfernt liegt.

«Wie die Freilassung einer Geisel»

Nawalnys Team ist erleichtert, dass der Kreml-Kritiker nun in Berlin gepflegt wird. «Vielen Dank an alle für die Unterstützung. Der Kampf um Alexejs Leben und Gesundheit fängt gerade erst an, und es gibt noch viel zu tun. Zumindest ist aber jetzt der erste Schritt getan», schrieb Kira Jarmysch nach dem Abflug.

Auch andere Oppositionelle zeigten sich erleichtert. «Ich bin so erleichtert, als hätten Terroristen nach langen Verhandlungen eine Geisel freigegeben», schrieb der bekannte liberale Politiker Ilja Jaschin (37), ein jahrelanger Wegbegleiter Nawalnys. «Ich hoffe, dass diese für nichts und wieder nichts vergeudete Zeit Alexej nicht das Leben kosten wird.»

Nicht die erste Überführung

Der Flug nach Berlin war eine private Aktion der Initiative Cinema for Peace um den Filmproduzenten Jaka Bizilj (48). Nawalny ist nicht der erste prominente Oppositionelle aus Osteuropa, der nach einem mutmasslichen Angriff in der Charité behandelt wird.

Bei einer ähnlichen Aktion war vor zwei Jahren Pjotr Wersilow (32) mit schweren Vergiftungssymptomen aus Moskau nach Berlin gekommen. «Es ist unglaublich, wie ähnlich die Route ist, die ich vor zwei Jahren genommen habe. Damals war ich bewusstlos», twitterte Wersilow, der Mitglied der russischen Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot ist. (gf/SDA)

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