Auf einen Blick
Israel und die Hamas haben sich auf ein Abkommen geeinigt
Es sieht eine Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen Gefangene vor
US-Präsidenten Biden und Trump reagierten mit Begeisterung
Vereinte Nationen boten Israel und Palästinensern ihre Hilfe an
Hamas: US-Regierung soll Israel «zwingen, das Abkommen umzusetzen»
Die radikalislamische Hamas hat Vorwürfe aus Israel zurückgewiesen, denenzufolge sie sich von einigen Punkten des Abkommens über eine Waffenruhe im Gazastreifen zurückgezogen habe. Die Anschuldigungen von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu entbehrten «jeder Grundlage», sagte ein Hamas-Vertreter am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Israel schaffe «in einem entscheidenden Moment Spannungen aus dem Nichts», fügte er hinzu.
Die Hamas fordere die scheidende sowie die künftige US-Regierung dazu auf, Israel «zu zwingen, das Abkommen umzusetzen», betonte er.
Zwei Gaza-Geiseln sollen nach 10 Jahren freikommen
Unter den Geiseln, die in einer ersten Phase des kürzlich geschlossenen Gaza-Abkommens freikommen sollen, sind israelischen Medienberichten zufolge zwei schon seit langen Jahren im Gazastreifen festgehaltene Männer.
Ein israelischer Araber, der geistig behindert sein soll, ist demnach seit 2015 in der Gewalt der islamistischen Hamas. Ein anderer israelischer Staatsbürger, dem psychische Probleme nachgesagt werden, wird seit 2014 im Gazastreifen gefangen gehalten, wie es weiter hiess. Beide hatten die Grenze zum Gazastreifen eigenständig übertreten – wurden also nicht aus Israel entführt – anders als die während des Massakers am 7. Oktober verschleppten Menschen.
Die Hamas veröffentlichte im Jahr 2022 auch Aufnahmen des israelischen Arabers in einem Bett mit Sauerstoffmaske.
Im Jahr darauf verbreitete die Islamistenorganisation zudem ein Video des anderen Mannes. Die Aufnahmen sorgten in Israel für Empörung.
Dutzende Tote bei Angriffen im Gazastreifen
Trotz einer möglichen Waffenruhe setzt Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen fort. Nach Angaben eines Sprechers des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes sind seither mindestens 71 Palästinenser in dem Küstengebiet getötet worden. Unter den Toten sollen Minderjährige und Frauen sein.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise im Gazastreifen zudem weitere Tote bei Angriffen seit dem Morgen, darunter vier bei einem Bombenangriff auf ein Wohnhaus in der Stadt Gaza. Bereits am Mittwochabend hatte Wafa von 18 Toten bei Angriffen westlich der Stadt berichtet. Die israelische Armee erklärte, sie prüfe die Berichte.
Hamas-Vertreter bestätigt Engagement für Waffenstillstandsabkommen
Wie der Nachrichtensender «Al-Jazeera» berichtet, hat der Hamas-Funktionär Izzat el-Reshiq über Telegram erklärt, die Gruppe stehe zum Waffenstillstandsabkommen in Gaza, wie es die Vermittler Katar und die USA vereinbart hätten.
Die Erklärung folgt auf eine Mitteilung des Büros des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, dass die Hamas «in einem Erpressungsversuch» Änderungen am Abkommen durchsetzen wolle und aus diesem Grund die Kabinettssitzung nicht wie geplant stattfinden werde.
Netanjahu steht innenpolitisch unter starkem Druck, die zahlreichen Gefangenen aus Gaza nach Hause zu bringen. Seine rechtsextremen Koalitionspartner drohen jedoch mit dem Sturz seiner Regierung, sollte er zu viele Zugeständnisse machen.
Swiss nimmt Flugbetrieb nach Tel Aviv wieder auf
Nach eingehender Analyse der Lage im Nahen Osten haben Swiss und Lufthansa entschieden, den Flugbetrieb nach und von Tel Aviv ab 1. Februar 2025 wieder aufzunehmen.
Swiss fliegt von Zürich täglich mit einem Kurzstreckenflugzeug der Airbus A320-Familie in die israelische Metropole. Bis auf Weiteres wird der Flug ohne Nightstop für die Crews geplant. Die Flüge nach und von Beirut bleiben ausgesetzt. Ab Februar nutzt Swiss den israelischen Luftraum wieder für Überflüge. Libanon hingegen wird weiterhin umflogen.
Keine Kabinettssitzung, bis die Hamas alle Details im Waffenruhe-Deal genehmigt
«Israel wird keinen Termin für eine Kabinetts- und Regierungssitzung festlegen, bis die Vermittler bekannt geben, dass die Hamas allen Einzelheiten der Vereinbarung zugestimmt hat», heisst es in einer Erklärung des Büros des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu.
Die Entscheidung kommt, nachdem bekannt wurde, dass die Hamas kurzfristig Änderungen am Waffenstillstandsabkommen durchsetzen will. Weiter heisst es: «In einem Erpressungsversuch» ziehe sich die Hamas von der ausdrücklichen Vereinbarung zurück.
Waffenruhe-Deal in Gefahr – Hamas will in letzter Minute noch Änderungen
Auf beiden Seiten feiern die Menschen bereits das baldige Waffenstillstandabkommen. Doch wie die «Jerusalem Post» berichtet, hat die Hamas kurz vor Abschluss einer Vereinbarung offenbar versucht, Änderungen durchzusetzen.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hielt daraufhin eine Telefonkonferenz mit dem Verhandlungsteam in Doha ab. «Entgegen einer ausdrücklichen Klausel, die Israel ein Vetorecht über die Freilassung von Massenmördern einräumt, fordert Hamas, die Identität dieser Terroristen zu bestimmen», heisst es in der Erklärung der israelischen Regierung. Netanjahu habe das Team angewiesen, «an den getroffenen Vereinbarungen festzuhalten und die Erpressungsversuche der Hamas in letzter Minute entschieden zurückzuweisen».
Um 11 Uhr (Ortszeit) tagt das israelische Kabinett
Nach der Verkündung eines Abkommens über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln steht die Zustimmung des israelischen Kabinetts noch aus. Die Sitzung soll laut Medienberichten am Donnerstag um 11 Uhr (Ortszeit) beginnen.
Wie die rechtsgerichtete israelische Nachrichtenseite «0404» berichtet, trifft sich vorher um 9.30 Uhr die religiös-zionistische Fraktion, um über einen möglichen Austritt aus der Regierung zu beraten. Der Fraktionsvorsitzende und rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich hat das Abkommen bereits scharf kritisiert und als «schlecht und gefährlich für die Sicherheit Israels» bezeichnet.
Auch aus anderen Teilen der Regierung kommt Widerstand: Der rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir sprach von einem «katastrophalen Abkommen» und drohte mit seinem Rückzug aus der Regierung.
Erdogan hofft auf Stabilität im Nahen Osten
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (70) hat die Einigung Israels mit der islamistischen Hamas gelobt. Er hoffe nun auf dauerhaften Frieden und Stabilität, schrieb der türkische Präsident auf der Plattform X. Die Hamas nannte er eine «Widerstandsbewegung». Ankara unterhält enge Beziehungen zur Hamas.
Hilfsorganisationen hoffen auf mehr Freiraum
Nach der Einigung auf eine Waffenruhe im Gazastreifen wollen Hilfsorganisationen ihren Einsatz für notleidenden Menschen dort schnell verstärken. Das International Rescue Committee (IRC) kündigte an, seine Arbeit im Gazastreifen auszuweiten, «sobald es die Umstände erlauben». «Die Narben dieses Krieges werden lange sichtbar sein, aber es braucht jetzt eine Welle der Hilfsbereitschaft, um die Zivilbevölkerung sofort zu unterstützen», sagte IRC-Präsident David Miliband (59). Nötig sei der freie Zugang und die uneingeschränkte Mobilität von humanitären Helfern.
Das Uno-Kinderhilfswerk Unicef machte deutlich, das Ausmass der humanitären Bedürfnisse sei enorm. Unicef und seine Partner seien bereit, ihr Engagement zu vergrössern, hiess es in einer Erklärung. Auch das Hilfswerk hob hervor, wichtig sei der ungehinderte Zugang, um alle Kinder und Familien mit sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, Gesundheitsversorgung und psychologischer Unterstützung zu erreichen.
Zurzeit gebe es schätzungsweise 17'000 Kinder, die ihre Eltern verloren hätten oder von ihnen getrennt seien. Annähernd eine Million Kindern lebten nicht mehr in ihrem Zuhause, berichtete Unicef.