Der IS-Kreuzzug gegen das Weltkulturerbe
Jetzt auch noch Palmyra

Der Islamische Staat schreckt vor nichts zurück. Auch vor der Zerstörung historischer Stätten machen die Terroristen nicht halt.
Publiziert: 17.05.2015 um 21:37 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:19 Uhr
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In Hatra zerstörte der IS die antiken Stätten mit Hämmern.
Von Daniel Riedel

Sie kennen keine Gnade. Bewaffnet mit Planierraupen und Bulldozern, machen die Schergen des Islamischen Staats (IS) historische Tempelanlagen, Kultstätten fremder Religionen und Mu­seen dem Erdboden gleich. Das Ziel der Dschihadisten: eine eigene Geschichte zu schreiben und alle Erinnerungen an die Vergangenheit auszulöschen.

Im nordirakischen Nimrud, einst Hauptstadt des Assyrischen Reichs, hat der IS bereits ganze Arbeit geleistet. Er verwüstete 3000 Jahre alte Statuen und Palastanlagen in der Stadt. Auch die antiken Stätten von Hatra im Irak wurden Anfang Jahr mit Hämmern und Bohrern komplett zerstört.

Im Museum von Mossul (Irak) tobten sich die IS-Kämpfer an Schreinen und Reliefs aus. Uno-Chef Ban Ki Moon geisselte die Zerstörungen als «schwere Kriegsverbrechen». Für die Unesco sind viele Stätten des Weltkulturerbes «unwiederbringlich und mutwillig» beschädigt.

Den IS hält das nicht zurück. Die Terrorgruppe hat mit der syrischen Oasenstadt Palmyra ein weiteres historisches Ziel im Visier. Grosse Teile der angrenzenden Stadt Tadmur sind bereits gefallen. Die Unesco zittert vor neuen Zerstörungen. Palmyra, dessen spektakuläre Bauten griechisch-römische und persische Architekturkunst vereinen, ist für Archäologen eine Stätte von überragendem universellen Wert. Sollte die Stadt in die Hände des IS geraten, wären die Tempelanlagen für ewig verloren.

Immerhin: Die syrische Armee konnte dem Dauerfeuer der IS-Milizen bisher standhalten, die Angreifer sogar zurück­drängen. Allerdings errichtete die Terrorgruppe vor den Toren Palmyras eine strategische Stellung. «Noch sind die Ruinen im Südwesten der Stadt unbeschädigt», so der für die antiken Stätten zuständige Regierungsvertreter Maarmun Abdulkarin.

Unterdessen gelang es US-Eliteeinheiten, ein ranghohes IS-Mitglied auszuschalten. Der Mann mit dem Kampfnamen Abu Sayyaf war für Öl-, Gas- und finanzielle Operationen zuständig. In seinen Bereich fiel auch der Weiterverkauf seltener oder erbeuteter Kunstschätze. Dass mit seinem Tod die barbarischen Zerstörungen aufhören, bleibt wohl ein frommer Wunsch.

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