Der ehrlichste Tote aller Zeiten beigesetzt
Jetzt spricht sein Sohn

Seine gepfefferte Traueranzeige ging um die Welt. Nun wurde Hubert Martini (†64) beerdigt. In der «Bild»-Zeitung erinnert sich der Sohn an den «offenen, ehrlichen und nachtragenden» Rentner.
Publiziert: 03.07.2016 um 20:44 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 10:10 Uhr
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Der kleine, aufgebaute Altar mit einem Foto von Hubert Martini.
Foto: Harald Tittel/BILD

«Den Kindern meiner Eltern verbiete ich die Teilnahme an dieser Feier. Ihr seid alle ausgeladen!» Mit diesen Worten in der selbst verfassten Traueranzeige setzte sich der deutsche Hubert Martini (†64) selbst ein Denkmal. Die gepfefferte Schrift wurde zum Internet-Hit.

Nun äussert sich Hubert Martinis Sohn erstmals öffentlich: «Mein Vater war schon zu Lebzeiten nicht gerade zurückhaltend – deswegen werden die wenigsten, die ihn kannten, überrascht gewesen sein», sagt Dirk Martini (38) zur «Bild»-Zeitung.

Der Rentner aus Trier wurde am Freitag im Saarland beerdigt. Gemäss der Zeitung trugen die Angehörigen zur Trauerfeier bunte Jacken, die Enkelkinder hatten gelbe und orange Luftballons in den Händen, das Holzkreuz an der Decke war mit einem schwarzen Tuch abgedeckt.

Ganz, wie es sich Martini gewünscht hatte. In seiner Traueranzeige hatte er geschrieben: «Keine Trauerkleidung, keine Kreuze oder sonstige offene oder versteckte religiöse Symbole.» Denn: «Ich war überzeugter Atheist, ich bin es geblieben!»

Sohn Dirk ist ein bisschen überrumpelt: «Ich dachte mir schon, dass das ein bisschen Aufruhr geben könnte», sagt er zur «Bild». Aber mit diesem riesigen Interesse hätten er und seine Familie niemals gerechnet.

Sein Vater hatte ihm den Text für die Traueranzeige schon vor Monaten in einem geschlossenen Briefumschlag gegeben. Erst nach dem Tod des Vaters habe er ihn gelesen und ihn wunschgemäss unverändert im «Trierischen Volksfreund» abdrucken lassen. 

Die letzte Phase der Krebserkrankung seines Vaters sei keine einfache gewesen. In der Zeit seien auch die Gedanken für die Anzeige gekommen. «Mein Vater war auch zu Lebzeiten immer ein offener Mensch. Ihn als diplomatisch zu bezeichnen, wäre verfehlt. Es ist aber nicht schlimm, er war gerade deswegen ein liebenswerter und ganz toller Mensch», sagt der Sohn.

Während Hubert Martinis Urne hinuntergelassen wird, läuft ein Lied, das passender nicht sein könnte: «My Way» von Frank Sinatra. (rey)

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