Den aufmerksamen Augen der libanesischen Bevölkerung entging der Eindringling natürlich nicht: Ein mit einem mysteriösen Chip bestückter Geier hatte die Grenze zu Israel überflogen und machte es sich nun bei ihnen gemütlich. Doch seine Tarnung war aufgeflogen.
Die Bewohner der südlibanesischen Stadt Bint Jbeil machten nicht lange Federlesen mit dem Geier und nahmen ihn umgehend fest. Der Peilsender und die israelische Markierung liessen nur einen Schluss zu: Hier handelt es sich um einen fliegenden Spion.
Auf der anderen Seite der Grenze wurde die Gefangenschaft des Geiers ebenfalls durch besorgte Bürger registriert. Ihnen waren Fotos auf Facebook aufgefallen, die den gefederten Gefangenen in den Händen der libanesischen Bevölkerung zeigten.
«Wir wussten aber nicht, dass er festgehalten wurde.»
Der Vorfall rief daraufhin die israelische Naturschutzbehörde auf den Plan. «Uns wurde gemeldet, dass sich der Geier in Gefangenschaft befinde und der Spionage verdächtigt werde», sagt Sprecherin Tali Tenenbaum. «Im 21. Jahrhundert gehen wir eigentlich davon aus, dass die Leute wissen, dass von diesen Tieren keine solche Gefahr ausgeht.»
Dank des installierten Ortungssenders habe man zwar Kenntnis gehabt, dass der Vogel Richtung Libanon geflogen sei. «Wir wussten aber nicht, dass er festgehalten wurde.»
Immerhin: Nachdem auch den Geier-Fängern klar wurde, dass von dem Tier keine Gefahr auszugehen schien, entliessen sie es nur wenig später wieder in die Freiheit. Im Nahen Osten werden immer wieder Tiere der Spionage bezichtigt. Oft trifft es dabei Zugvögel, die von israelischen Wissenschaftlern mit einem Ortungssender ausgestattet wurden, um ihre Flugwege zu untersuchen. (cat)