«Corona kann das Schweizer Gesundheitssystem strapazieren»
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Biophysiker Richard Neher (40):«Corona kann das Schweizer Gesundheitssystem strapazieren»

Der Biophysiker Richard Neher über die Risiken
«Corona kann das Schweizer Gesundheitssystem strapazieren»

Die Coronavirus-Infektionen steigen wieder an. Auch die Schweiz sollte sich wappnen, sagt der Biophysiker Richard Neher (40).
Publiziert: 21.02.2020 um 16:39 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2020 um 15:08 Uhr
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Der Biophysiker Richard Neher (40) beobachtet eine langsame – deshalb aber nicht weniger gefährliche – Ausbreitung des Virus.
Foto: Zvg
Fabienne Kinzelmann

Das Coronavirus hat Asien weiterhin fest im Griff. Weltweit sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 75'748 Fälle bestätigt – 548 davon allein in den letzten 24 Stunden. Müssen wir Angst haben? BLICK hat bei dem Wissenschaftler Richard Neher (40) vom Biozentrum der Uni Basel nachgefragt.

Wie weit hat das Virus bereits ausserhalb Chinas Fuss gefasst?
In einer Handvoll von Ländern zirkuliert es lokal. Wir haben jetzt gerade in Südkorea 156 Fälle gehabt. Singapur hat insgesamt 85 Fälle, Japan liegt ungefähr in derselben Grössenordnung, wenn man die Fälle aus dem Kreuzfahrtschiff nicht einberechnet.

In China ist die Zahl der Infizierten wieder gestiegen, auch Südkorea meldet den zweiten Tag in Folge einen sprunghaften Anstieg. Wird Corona noch zur Gefahr für die Schweiz?
Im Moment ist das Risiko relativ niedrig. Über kurz oder lang werden wir aber Fälle haben. Und dann wird sich zeigen, ob sich das Virus im Laufe des Jahres auch hier etabliert und zirkuliert. Wir sollten uns also darauf vorbereiten, dass das Virus unser Gesundheitssystem strapaziert.

Was wissen wir denn bisher über das Virus – und was nicht?
Das Virus ist ein Verwandter von SARS und normalen Erkältungsviren. Diese Coronaviren sind durchaus Viren, die dem Menschen geläufig sind. Wir wissen allerdings noch nicht, wie viele Fälle tatsächlich schwer verlaufen und wie viele der Infizierten am Ende sterben.

Wie gefährlich sind «Superverbreiter»?
Ich denke, das sind eher unglückliche Zufälle. Wir benutzen den Begriff deswegen auch ungern. Das grössere Risiko sind Ereignisse, bei denen viele Menschen auf engem Raum sind und sich so in relativ kurzer Zeit Hunderte Leute infizieren können.

Haben Sie ein schlechtes Gefühl, wenn Sie täglich die Nachrichten über Corona lesen?
Das Virus breitet sich vergleichsweise langsam aus – die Dinge überschlagen sich nicht so schnell wie etwa 2009 bei der Schweinegrippe. Aber das Virus hat durchaus das Potenzial, gefährlicher zu sein als die Schweinegrippe in 2009. Und selbst wenn es sich langsamer ausbreitet, kann es sich doch weltweit ausbreiten und uns über das ganze kommende Jahr und auch nächstes Jahr beschäftigen.

Gegen die Grippe gibts eine Impfung. Haben wir das auch bald gegen Corona?
Es gibt viele Labore und Firmen, die intensiv an dem Problem arbeiten. Ich fürchte aber, dass es schon noch eine Weile dauern wird, weil für das Coronavirus keine Impfstoff-Infrastruktur zur Verfügung steht.

Was hat in der Corona-Krise Priorität?
Das Wichtigste ist erst einmal eine Normalisierung der Lage. In China müssen die Leute schnellstmöglich wieder zur Arbeit gehen können. Liegt die Wirtschaft dort über Monate brach, bekommen wir das relativ schnell auch hier zu spüren.

Ist es Zufall, dass sich das Coronavirus wie auch SARS von China her ausbreitet?
In China wohnen sehr viele Menschen. Allein deshalb sollte man nicht überrascht sein, dass dort häufig der Ursprungsort von solchen Infektionen liegt. Es ist aber kein ausschliesslich chinesisches Problem. Die Schweinegrippe etwa kam aus Mexiko.

Wie kann sich die Schweiz am besten wappnen?
Man muss im Wesentlichen in den Krankenhäusern und Gesundheitssystem planen, dass genügend Kapazitäten da sind, um dann eine hohe Anzahl von Coronavirus-Infektionen auch kompetent behandeln zu können. Aber da ist die Schweiz sehr gut aufgestellt.

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