Gewaltsame Proteste in Katalonien für die Unabhängigkeit
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Barcelona brennt:Gewaltsame Proteste in Katalonien für die Unabhängigkeit

Proteste in Spanien
Aktivisten blockieren Autobahn

Barcelona brennt: Die katalanischen Separatisten werden immer brutaler, die Polizei reagiert ebenso heftig. Erneut kam es zu massiven Ausschreitungen. BLICK hält Sie hier auf dem Laufenden.
Publiziert: 17.10.2019 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2019 um 11:27 Uhr
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Hunderte katalanische Unabhängigkeitsbefürworter blockieren seit Dienstagabend die Autobahn AP-7 nahe der Stadt Girona im Nordosten Spaniens.
Foto: Keystone

Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung ist wieder entflammt – radikaler denn je. Die Proteste, die in den letzten Jahren fast ausschliesslich friedlich verliefen, sind nun in Gewalt umgeschlagen.

Entzündet haben sie sich an einem Urteil vom Montag: Die spanische Justiz verurteilte führende Köpfe der Separatisten zu drakonischen Gefängnisstrafen von bis zu 13 Jahren. Sie seien schuldig wegen «Aufruhr», so die Richter. Auch wenn sie stets nur friedlich für ein Unabhängigkeitsreferendum gekämpft haben. Aus Protest gegen die Haftstrafen hat Kataloniens Regionalpräsident Quim Torra (56) mit einem neuen Unabhängigkeitsreferendum gedroht.

Stadt im Ausnahmezustand

BLICK ist vor Ort – und begleitet die Proteste, die sich im Epizentrum von Barcelona abspielen. Seit Montag ist die Stadt im Ausnahmezustand. Polizeihelikopter kreisen über den engen Gassen der Altstadt. Und wenn die Dunkelheit hereinbricht, brennen Barrikaden – Autos, Reifen, Müllcontainer.

Die Polizei geht hart gegen die Protestler vor. Allein in Barcelona zählen die Behörden bisher 200 Verletzte. In der Hafenstadt Tarragona wurde ein Demonstrant von einem Polizeiwagen überfahren. Er liegt schwer verletzt im Spital.

Bewegung hat sich radikalisiert

Was auffällt: Die Bewegung hat sich verändert. Und radikalisiert. Es sind zunehmend die Jungen, die an die Front drängen. Zehntausende von ihnen sind täglich auf der Strasse, viele vermummt. Sie binden sich die Estelada vors Gesicht, die gelb-rot gestreifte Katalonien-Flagge. Und während sie Steine und Flaschen auf die Polizisten schleudern, singen sie die katalanische Freiheitshymne: «Der Feind soll zittern vor unserer Fahne!»

Über die letzten Jahre hat sich in der Region ein explosives Gemisch zusammengebraut. Aus Frust über die unerreichten Ziele, aus Ohnmacht gegenüber der Repression des spanischen Staates – und aus purer Zerstörungswut. All das entlädt sich nun. Nicht nur in Barcelona, auch in Girona, Lleida, Tarragona und anderen katalanischen Städten.

Seit Montag hat die Bewegung zudem ihre Taktik geändert. Die neu gegründete Bürgerplattform Tsunami Democratic organisiert über den verschlüsselten Messenger-Dienst Telegram Blockadeaktionen. Aktivisten legen Bahnhöfe, Hauptstrassen und am letzten Montag auch den internationalen Flughafen El Prat lahm.

Neue Eskalationsstufe am Freitag befürchtet

Das Chaos der letzten Tage dürfte nur ein Vorgeschmack gewesen sein auf das, was am Freitag droht. Gewerkschaften und Studenten rufen zum grossen Generalstreik auf. Aus verschiedenen Städten marschieren derzeit Tausende auf Barcelona zu. Der «Sternmarsch der Freiheit» wird am Nachmittag in der Stadt erwartet. Und mit ihm Hunderttausende andere Demonstranten.

Die katalanischen Führer riefen am Donnerstag einhellig zu Gewaltlosigkeit auf. Proteste ja, aber bitte friedlich. «Wir fordern Gelassenheit, Entschlossenheit und Höflichkeit», sagt Kataloniens Regionalpräsident Quim Torra. Es müsse friedlich gegen das «ungerechte Urteil» aus Madrid demonstriert werden.

Doch in der Hauptstadt traut man den Beteuerungen nicht. Die spanische Regierung verlegte vorsorglich Tausende Beamte der Militärpolizei nach Barcelona.

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