Demokraten-Debatte
Hillary und die Hampelmänner

Vier Männer traten bei der ersten Debatte der Demokraten gegen Favoritin Hillary Clinton an. Doch nur einer konnte ihr ansatzweise das Wasser reichen.
Publiziert: 14.10.2015 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:15 Uhr
Hillary Clinton gewinnt TV-Debatte
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Erster Schlagabtausch:Erster Schlagabtausch: Hillary Clinton gewinnt TV-Debatte

Hillary Clinton (67), die Top-Favoritin der Demokraten für die Nachfolge von Barack Obama, musste sich letzte Nacht bei der Debatte in Las Vegas erstmals gegen ihre Konkurrenten behaupten.

Sie tat dies souverän und war am Schluss sichtlich zufrieden mit dem Verlauf der Diskussion. Das hatte aber nicht nur mit ihrer Leistung zu tun, sondern vor allem auch mit der schwachen Konkurrenz.

Einzig Vermonts Senator Bernie Sanders (74), der bei der linken Basis beliebt ist, hat überhaupt eine Chance gegen Clinton. Die anderen drei Anwärter, der Ex-Gouverneur von Maryland, Martin O’Malley (52), der ehemalige Gouverneur von Rhode Island, Lincoln Chafee (62), und der Ex-Senator Jim Webb (69) aus Virginia, haben keinen Stich. Offensichtlich zu Recht.

«Sorry, es war meine erste Abstimmung»

So wartete Lincoln Chafee mit einer merkwürdigen Erklärung dafür auf, wieso er 1999 gegen strengere Waffengesetze stimmte: «Es war meine erste Abstimmung im Senat. Ich war gerade erst angekommen.»

Auch ein weiteres Argument wirkte eher verzweifelt: «Ich bin stolz, sagen zu können, dass ich in meinen 30 Jahren als Politiker nicht einen einzigen Skandal hatte.»

Ganz blass war Kandidat O’Malley. Er nutzte seine Redezeit vornehmlich, um sich darüber zu beschweren, dass er zu wenig Redezeit hat.

Einen peinlichen Moment erlebte Ex-Senator Jim Webb (69). Auf die Frage, auf welchen Feind sie stolz seien, nannten die anderen Kandidaten erwartungsgemäss die Waffenlobby, die Pharmalobby oder die Republikaner.

Webb aber hatte eine ganz eigene Antwort: «Der feindliche Soldat, der die Granate warf, die mich verletzte.» Er spielte damit auf seine Zeit als Soldat in Vietnam an. Verstanden wurde er aber nicht.

Bernie Sanders liess aus Scham den Kopf aufs Pult sinken. Und der Moderator Anderson Cooper meinte, er wolle nun über Marihuana sprechen. Das hätten «einige Kandidaten ja offenbar auch schon probiert».

Bei diesem Thema wollte sich Clinton nicht auf die Äste herauslassen. Im Gegensatz zu Sanders, der für die Legalisierung eintritt: «Ich denke wir müssen unseren Krieg gegen Drogen überdenken, denn er hat enormen Schaden angerichtet.»

Ohnehin schlug sich Bernie Sanders noch am besten. Doch auch er schaffte es nicht, Clinton in Verlegenheit zu bringen. Auf die E-Mail-Affäre von Clinton angesprochen, sprang er ihr gleich zu Hilfe und sagte: «Das amerikanische Volk ist krank und müde von der Diskussion über Ihre verdammten E-Mails. Lasst uns über die echten Themen sprechen.»

Joe Biden, der grosse Abwesende

Diese ersten Themen waren die Macht der Wallstreet, soziale Ungerechtigkeit oder die Rolle der USA als Weltpolizei.

Hitzig wurde es bloss bei den Waffengesetzen. Dort musste sich Sanders dafür rechtfertigen, dass er sich mehrmals gegen strengere Gesetze eingesetzt hatte. «Jeden Tag sterben 90 Menschen wegen Waffengewalt, dagegen müssen wir etwas tun», sagte Clinton und erntete dafür Applaus.

Fazit der Debatte: In der eigenen Partei muss sich Clinton keine grossen Sorgen machen. Sofern nicht noch Vize-Präsident Joe Biden ins Rennen stiegen wird. Der war eigentlich auch zur Debatte eingeladen, lehnte aber ab. (sas)

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