Defensive, Offensive, Sieg?
Das ist die aktuelle Lage an der Kriegsfront

Die Ukraine bereitet sich auf die Gegenoffensive vor, die Russen schwächeln, die Lage an der Front ist unübersichtlich. Blick ordnet die Geschehnisse ein.
Publiziert: 23.03.2023 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2023 um 13:58 Uhr
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In der Ukraine tut sich was.
Foto: AFP
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Abnutzungsschlacht in Bachmut, Drohnenangriffe auf der Krim, Explosionen in Saporischschja: In der Ukraine tut sich was. Sogar von einer bevorstehenden Gegenoffensive wird gesprochen. Eine Übersicht.

966 Kilometer Front

Angefangen hat es mit vielen kleinen Fronten in der Ukraine, sogar Kiew im Norden wurde von Russland angegriffen. Im Verlauf des Krieges haben die ukrainischen Truppen den Feind immer weiter zurückgedrängt. Zwar erstreckt sich die Front jetzt über beinahe 1000 Kilometer, aber: Offensiven kamen grösstenteils zum Erliegen, in der Ukraine herrscht ein Zermürbungskrieg.

Die Kämpfe zwischen der Ukraine und Russland konzentrieren sich im März noch immer vorwiegend auf den Osten der Ukraine. Zwischen den beiden Städten Luhansk und Donezk kam es laut dem Institute for the Study of War in den letzten 24 Stunden zu heftigen Kämpfen. Die ukrainischen Streitkräfte verzeichnen vor allem am nördlichen und südlichen Ende der Front Erfolge.

Wer besetzt welche Gebiete?

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Zwischen der Front und der russisch-ukrainischen Grenze besetzen russische Truppen einen Grossteil des Gebiets. Der Fokus der russischen Truppen liegt auf dem Donbass und dem Halten der 2014 annektierten Krim.

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Die ukrainischen Streitkräfte haben es seit Beginn der Invasion am 24. Februar 2022 geschafft, Gebiete zurückzuerobern. Im Süden, zwischen Mykolaiw, Cherson und Saporischschja, und im Norden, zwischen Charkiw und Luhansk, gibt es laut ISW erfolgreiche Offensiven der Ukraine.

Bachmut – «der Fleischwolf»

Seit Monaten werden rund um die Ortschaft Bachmut heftige Kämpfe ausgetragen. Aufgeben? Weder für die eine, noch die andere Partei eine Option. Die Ukraine hofft, die russischen Soldaten im Donbass zu zermürben. Über Monate wirkte es aber so, als ob die Ukraine sich in einer aussichtslosen Lage befinden würden. Das Blatt hat sich gewendet, nun gerät die russische Wagner-Gruppe, welche die Kämpfe um Bachmut anführt, in Bedrängnis.

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Oleksandr Syrskyj (57), Befehlshaber des ukrainischen Heeres, kündigte am Donnerstag eine Gegenoffensive im Donbass an: «Die Russen verlieren deutlich an Kraft und sind erschöpft. Sehr bald werden wir diese Gelegenheit nutzen, wie wir es bei Kiew und Charkiw getan haben.»

Saporischschja und die Gegenoffensive

Syrskyjs Worte vom Donnerstag sind nicht die einzigen Anzeichen dafür, dass sich die ukrainische Seite auf einen Konterschlag vorbereitet. Am Dienstag und Mittwoch wurde bekannt, dass ukrainische Drohnen die beiden Krim-Städte Dschankoj und Sewastopol angegriffen haben. Für Sicherheitsexperte Gerhard Mangott (56) «ein Vorbote» der bevorstehenden Offensive.

Ein ukrainischer Frontalangriff auf den seit 2014 besetzten Donbass ist nicht zu erwarten. Interessanter ist die Oblast Saporischschja. Dort laufen wichtige russische Verteidigungslinien durch. «Ein ukrainischer Angriff, der von der Frontlinie in Saporischschja aus nach Süden geht, würde die Versorgungslage der russischen Truppen in der Region erheblich verschlechtern», so Politikwissenschaftler Christian Mölling (50) im ZDF.

Und: Ein Front-Durchbruch bei Saporischschja würde bedeuten, dass das ukrainische Militär einen Angriff auf die Krim starten könnte.

Das westliche Polster der Ukraine

Foto: Getty Images

Das, was der Ukraine beim Personal an Menge fehlt, macht sie mit Qualität wieder wett. Trotzdem ist die Ukraine in Sachen Material auf Waffen und Munition auf den Westen angewiesen. Munition, Raketen, Panzer und Kampfjets ermöglichen es der Ukraine, die Russen in Schach zu halten.

Am Donnerstag entscheiden die EU-Spitzenpolitiker über ein weiteres wichtiges Munitionspaket für die Ukraine. Es sollen sofort 155-Millimeter-Grosskaliber im Wert von einer Milliarde Euro an die Ukraine geschickt werden, machte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell (76) publik.

Der Ausblick

Foto: Anadolu Agency via Getty Images

Auch wenn die russische Frühjahrsoffensive noch nicht ganz beendet ist: Die Ukraine muss sich darauf vorbereiten, jeden Moment mit einer Gegenoffensive starten zu können, erklärt der Berliner Gustav Gressel, Experte für Sicherheitspolitik und Militärstrategien, im Gespräch mit Blick. «Sobald die russische Front an einem Ort zusammenbricht, muss die Ukraine diese Lücken nutzen.» Ähnlich habe man das im letzten Sommer rund um Charkiw beobachten können.

Wichtig dabei sei, dass die Ukraine dem Westen beweisen will – und muss –, dass die Waffenlieferungen auf dem Schlachtfeld nützen. Wann es zu einem ukrainischen Sieg oder einem Ende des bewaffneten Konflikts kommt, kann Gressel nicht einschätzen. «Ich denke, wir werden in der zweiten Jahreshälfte viele Antworten bekommen.»

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