Ermittlungen wegen «grober Sabotage»
Unterwasserkabel beschädigt – Schweden setzt Schiff fest

Am frühen Sonntagmorgen wurde offenbar ein Unterwasser-Glasfaserkabel des lettischen staatlichen Fernsehzentrums in der Ostsee beschädigt. Derzeit besteht Grund zu der Annahme, dass die Schäden auf äussere Einwirkung zurückzuführen sind. Die Ermittlungen laufen.
Publiziert: 26.01.2025 um 15:39 Uhr
|
Aktualisiert: 02:19 Uhr
1/2
Hier wird gerade ein Unterwasserkabel verlegt.
Foto: AFP

Erneut wurde in der Ostsee ein defektes Unterwasserkabel entdeckt. Wie das lettische staatliche Fernseh- und Radiozentrum (LVRTC) mitteilt, habe das Datenübertragungsüberwachungssystem des Zentrums Störungen auf dem Abschnitt Ventspils (Lettland) – Gotland (Schweden) aufgezeichnet. 

«Derzeit gibt es Grund zur Annahme, dass das Kabel erheblich beschädigt ist und dass der Schaden auf äussere Einwirkungen zurückzuführen ist», betont Vineta Sprugaine, Leiterin der Abteilung Unternehmenskommunikation von LVRTC gegenüber dem lettischen Staatsfernsehen LSM. 

Schweden setzt Schiff fest

Die lettische Marine hat die Nato-Verbündeten über den Vorfall informiert. Zudem wurde eine Patrouille zur Inspektion eines Schiffes entsandt, das möglicherweise den Schaden verursacht habe. Im ungefähren Bereich der Beschädigung der Unterwasserinfrastruktur wurden zwei Schiffe identifiziert, die sich ausserhalb der lettischen Territorialgewässer und der exklusiven Wirtschaftszone befanden, heisst es weiter. 

Am Abend teilte die schwedische Staatsanwaltschaft dann mit, dass ein Schiff nahe der südschwedischen Hafenstadt Karlskrona beschlagnahmt wurde. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen grober Sabotage eingeleitet. Unter welcher Flagge das festgesetzte Schiff fährt, wurde zunächst nicht offiziell bestätigt. Schwedischen Medienberichten zufolge sei es unter maltesischer Flagge unterwegs gewesen und zuvor von Russland aus Richtung Dänemark gefahren.

Die Sicherheitspolizei ermittle unter der Leitung der Staatsanwaltschaft, berichtet das Nachrichtenportal «Expressen». «Wir stehen in direktem Kontakt mit dem beschlagnahmten Schiff und ergreifen die Massnahmen, die der Staatsanwalt beschliesst», sagte Mattias Lindholm, Pressesprecher der Küstenwache gegenüber dem Nachrichtenportal. 

Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson (61) erklärte, Schweden, Lettland und die Nato arbeiteten bei der Untersuchung des Vorfalls zusammen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) sprach den betroffenen Ländern die «volle Solidarität» der Europäischen Union aus. Die «Widerstandsfähigkeit und Sicherheit» der kritischen Infrastruktur sei für die EU von höchster Bedeutung, erklärte sie im Onlinedienst X.

Ministerpräsidentin ordnet ausserordentliche Sitzung an

Die lettische Ministerpräsidentin Evika Siliņa (49) hat im Zusammenhang mit dem Zwischenfall ein Treffen der zuständigen Ministerien und Dienste einberufen. Die Premierministerin erklärte, dass Lettland weiterhin mit der Nato und den Ländern des Ostseeraums zusammenarbeite, um die Umstände zu klären. 

Zu den Folgen hat sich das LVRTC ebenfalls geäussert. Derzeit sei eine Verzögerung der Datenübertragungsgeschwindigkeit möglich – die Endnutzer in Lettland seien davon aber grösstenteils nicht betroffen. Angesichts der Tatsache, dass das Kabel in mehr als 50 Meter Tiefe liegt, könne die Art des Schadens erst zu Beginn der Kabelreparaturarbeiten festgestellt werden. 

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sind in der Ostsee bereits mehrfach wichtige Telekommunikations- und Stromkabel beschädigt worden. Experten gehen davon aus, dass es sich um hybride Angriffe gegen den Westen im Auftrag Russlands handelt.

Die Nato verstärkte Ende Dezember ihre Präsenz in der Ostsee, nachdem ein Schiff ein Stromkabel und vier Kommunikationskabel zwischen Estland und Finnland beschädigt hatte. Es wurden umfassende Massnahmen angekündigt. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?