Es ist brütend heiss. Bis zu 40 Grad. Seit Monaten hat es kein Wasser. Zudem treibt trockener Saharawind die Flammen vor sich her. Und dort, wo noch kein Feuer lodert, helfen Brandstifter nach.
Über 800 Feuerwehrmänner, 350 Einsatzfahrzeuge und sämtliche Löschflugzeuge und Helikopter der Einsatzkräfte kämpfen 24 Stunden am Tag gegen die Feuerhölle, die Italien zurzeit heimsucht.
Bis heute gab es rund 1200 Löscheinsätze. Die Flammen fressen sich von Süden nach Norden. Auch vor den Toren Roms brennt es. In sieben Regionen Italiens wurde der Linienflugverkehr zeitweise ausgesetzt.
Der schlimmste Sommer seit zehn Jahren
«Es ist der schlimmste Sommer seit zehn Jahren», sagt Luigi D’Angelo vom Katastrophenbüro des Zivilschutzes der Zeitung «La Stampa». «Wir sind praktisch seit Anfang Juni im Einsatz. Das gab es noch nie.»
Die Katastrophe beginnt auf Sizilien. Unbekannte legen die Brände. Das Feuer breitet sich in rasanter Geschwindigkeit über die ganze Insel aus. Am 7. Juli erreichen die Flammen Messina. Dann sind auch Enna und Palermo betroffen.
Häuser werden evakuiert, Strassen gesperrt. Milena Romeo steckt auf der A 18 zwischen Messina und Catania fest. Die Augenzeugin berichtet im «Giornale di Sicilia»: «Es ist das reinste Inferno. Überall war Rauch. Man konnte nicht atmen. Es kam zu Massenkarambolagen direkt vor meinen Augen.»
«Das ist das Werk von Brandstiftern»
Fast gleichzeitig brennt es im Gargano, dem apulischen Ferienparadies an der Adria und nahe Pescara. Auch in Kalabrien sind die Feuerwehren im Einsatz.
Seit fünf Tagen steigen vom Vesuv bei Neapel schwarze Rauchsäulen auf. Es ist nicht der Vulkan, der aufmuckt. Es sind Brände, die sich an der Südflanke ausbreiten. Ein traumhaftes Fotosujet für Touristen. Doch für die Feuerwehr ist es ein Albtraum.
«Hier hat sich nichts selbst entzündet. Das ist das Werk von Brandstiftern», sagt Sergio Costa dem «Corriere del Mezzogiorno». Der Chef der Forst-Carabinieri befürchtet: «Die Flammen bilden bereits eine zwei Kilometer breite Front. Der Wind bläst vom Meer her. Sie könnten mehr zerstören als beim Brand 2016, bei dem 200 Hektaren Wald vernichtet wurden.»
«Es scheint, als sei in Pompeji die Zeit auf das Jahr 79 nach Christus zurückgedreht worden», sagt Nives-Maria Codara, Auslandschweizerin und in Neapel Reiseleiterin. Die Waldbrände hüllen die berühmte antike Ausgrabungsstätte in Rauch. «So muss es ausgesehen haben, als Pompeji damals durch einen Vulkanausbruch verschüttet wurde», sagt Codara.