Das blüht der Schweiz bei ewiger Sommerzeit
Sonnenaufgang erst um 9.13 Uhr

80 Prozent der befragten EU-Bürger haben sich für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen – und wollen immer Sommerzeit. Nun soll das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden.
Publiziert: 31.08.2018 um 09:02 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:40 Uhr
Sommerzeit, die nie vergeht?
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80 Prozent für Abschaffung der Zeitumstellung:Sommerzeit, die nie vergeht?

Kommt jetzt die ewige Sommerzeit? Zumindest in der EU scheint es nur eine Frage der Zeit. «Das werden wir heute beschliessen», sagte Jean-Claude Juncker mit Blick auf die laufende Kommissionsklausur, wie die «Welt» berichtet. Bei einer EU-weiten Online-Umfrage hatte sich die überwältigende Mehrheit der 4,6 Millionen Teilnehmer dafür ausgesprochen, die Zeitumstellung aufzugeben. Die Ergebnisse waren im Laufe der Woche bereits durchgesickert.

Da sich eine Mehrheit der EU-Bürger gegen die Zeitumstellung ausgesprochen habe, werde die EU-Kommission am Freitag einen entsprechenden Beschluss fällen, sagte Juncker. Dann seien die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament am Zug und am Ende werde die Abschaffung der Zeitumstellung «auch kommen».

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Es wäre sinnlos, die Menschen erst zu einem Thema zu befragen, und dann, wenn es einem nicht passe, dem nicht zu folgen, sagte der Kommissionspräsident weiter. Den Auftrag zur Prüfung der Sommerzeit hatte das EU-Parlament im Frühling erteilt.

Wird die Umstellung nun abgeschafft?

Dass die Zeitumstellung in den nächsten Jahren abgeschafft wird, ist nun sehr wahrscheinlich. Wann genau es passieren wird, steht aber noch in den Sternen. Die EU-Kommission hat zunächst einmal nur ein Vorschlagsrecht. Das EU-Parlament und die EU-Staaten müssten dem anschliessend noch zustimmen. Wenn der Vorschlag aber noch vor Ende der aktuellen Legislaturperiode im Mai 2019 passieren soll, müssen sie sich aber beeilen.

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Bald unnötig? Bis jetzt mussten Millionen Europäer und Schweizer zweimal im Jahr die Uhr umstellen.
Foto: Keystone

Der Rückhalt des Parlaments gilt dabei als sicher. Unter den EU-Staaten sei die Lage nicht ganz so eindeutig, sagte der CDU-Abgeordnete Peter Liese diese Woche. Aber: «Ich sehe auch da keine Mehrheit gegen die Abschaffung.»

Was passiert, wenn der Vorschlag angenommen wird?

Sollte der Entscheid über die Anpassung durch alle Instanzen kommen, müssten sich die einzelnen EU-Staaten noch einzeln entscheiden, ob sie die Winterzeit als Normalzeit behalten wollen, oder auf die ewige Sommerzeit umstellen.

Hier zeichnen sich Bruchlinien zwischen den Staaten ab. Spanien beispielsweise würde beispielsweise kaum die Sommerzeit beibehalten – denn dann würde die Sonne in Madrid im Winter erst gegen 9.30 Uhr aufgehen. In Deutschland wiederum war eine grosse Mehrheit der befragten für die dauerhafte Sommerzeit. Es droht ein Flickenteppich!

Für CDU-Politiker Liese ist das aber kein Problem. Schon heute hat «Portugal eine andere Zeit als Spanien, und Finnland hat eine andere Zeit als Schweden», sagt er. Daher habe er keine Bedenken, wenn sich nicht alle Länder gleich entscheiden. Nur eines soll EU-weit wegen des Binnenmarktes einheitlich sein: Zeitumstellung oder nicht.

Was bedeutet das für die Schweiz?

«Die Schweiz müsste wohl so schnell wie möglich nachziehen», sagt Jürg Niederhauser vom Eidgenössischen Institut für Metrologie (Metas). «Sonst werden wir zu einer ‹Zeitinsel› mitten in Europa, was vor allem im Geschäftverkehr und für das Transportwesen grosse Nachteile hätte.»

Wie der Anpassungsprozess hierzulande genau ablaufen wird, hängt allerdings auch davon ab, ob in der in den Nachbarländern neu immer die Sommer- oder die Winterzeit gilt, sagt Niederhauser. «Kommt die Winterzeit zum Zug, kann der Bundesrat selber die Sommerzeitverordnung aussetzen.»

Soll aber, wie von vielen Befragten bevorzugt, die «ewige Sommerzeit» eingeführt werden, sei eine Gesetzesänderung notwendig, sagt er. «Dann muss es durchs Parlament und es könnte zu Verzögerungen kommen.»

Sollte die Schweiz tatsächlich auch die ewige Sommerzeit einführen, müsste man sich allerdings auf dunkle Wintermorgen einstellen. Denn in der kalten Jahreszeit würde es dann jeweils eine Stunde später hell als bisher. So würde die Umstellung bedeuten, dass der späteste Sonnenaufgang des Jahres erst um 9.13 Uhr stattfände.

Warum stellen wir die Zeit überhaupt um?

In Europa ist die Winterzeit eigentlich die Normalzeit. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren aber am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück. In der Schweiz gilt diese Regelung seit dem Jahr 1981. Damit soll im Sommer das Tageslicht besser genutzt und dadurch Energie gespart werden. Der tatsächliche Nutzen ist umstritten. Denn im Herbst und Frühling wird wegen der Umstellung länger geheizt.

Kommt dazu, dass viele Mediziner medizinische Risiken sehen. Der dadurch ausgelöste Mini-Jetlag bei vielen Menschen führt bei vielen Menschen zu Müdigkeit und Konzentrationsproblemen. Und auch die Milchkühe leiden darunter. Sie geben im Anschluss an die Zeitumstellung jeweils einige Wochen lang weniger Milch. (SDA/bö/krj)

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