Wer im Klöntalersee GL baden gehen will, wird derzeit kaum nass. Ein Tiktok-Video zeigt das beliebte Ausflugsziel im Kanton Glarus fast ohne Wasser. Statt glitzerndem Blau erstreckt sich ödes Braun über die Landschaft. «Wo ist das Wasser??? Sad life» schreibt der Nutzer, der das Video online gestellt hat.
Die Antwort: Der See wurde entleert. Grund sind Tests zur Ermittlung der natürlichen Wassermenge, die vom Energieunternehmen Axpo geführt werden, wie eine Sprecherin Blick mitteilt. Die Axpo betreibt dort das Löntsch-Kraftwerk, benannt nach dem gleichnamigen Bach, der den Klöntalersee entwässert.
Um 16 Meter abgesenkt
Die Daten aus den Tests sollen als Basis für eine Restwassersanierung des Löntsch dienen. Restwasser sorgt dafür, dass die natürlichen Funktionen der Gewässer beibehalten werden, etwa als Lebensraum für Tiere und Pflanzen oder zur Speisung von Grundwasser. Welche Restwassermenge angemessen ist, wird für jedes Gewässer individuell festgelegt.
Um die Tests durchführen zu können, muss der See auf seinen natürlichen Pegel abgesenkt werden. Also so tief, wie er ohne Damm liegen würde. Rund 35 Millionen Kubikmeter Wasser müssen dafür im Kraftwerk turbiniert werden. Der See sinkt durch die Massnahme um rund 16 Meter ab.
Pläne um ein Jahr verschoben
Ursprünglich hätte dieser Plan bereits im August 2020 in die Tat umgesetzt werden sollen. Doch Corona verschob das Vorhaben. Die Verantwortlichen wollten dafür sorgen, dass die Bevölkerung, wenn sie schon nicht ins Ausland reisen, zumindest den See geniessen kann. «Die Verschiebung war ein ausdrückliches Anliegen der Behörden», sagte Axpo-Mediensprecher Tobias Kistner vergangenes Jahr zu «march24». «Die Bevölkerung sollte trotz der Corona-Pandemie die Möglichkeit haben, das Klöntalgebiet weiter zu besuchen.»
Die Daten der Tests würden im nächsten Frühling zur Verfügung stehen, sagte eine Axpo-Sprecherin auf Blick-Anfrage. Wann der See wieder seinen normalen Pegel erreicht, ist nicht bekannt.