Das Massaker von Charleston, bei dem ein weisser Rassist neun schwarze Kirchenmitglieder erschoss, war der Auslöser für die Bluttat des TV-Killers von Virginia. Vester Flanagan alias Bryce Williams hatte vor seiner Tat ein 23-seitiges Manifest an den Sender ABC gefaxt.
Um 10 Uhr, kurz nachdem er Alison Parker und Andre Ward gestern live vor laufender TV-Kamera erschossen hatte, rief der 41-Jährige beim Sender an: «Mein Name ist Bryce und ich habe heute morgen zwei Menschen abgeknallt. Die Cops sind hinter mir her. Ich habe euch ein Fax geschickt.» Dann legte er auf.
«Jehova hat zu mir gesprochen»
Jetzt sind erste Details aus dem Manifest bekannt. Zur Tat schreibt Flanagan: «Warum ich es getan habe: Ich habe mir am 19.6.15 eine Waffe bestellt. Das Kirchenmassaker von Charleston war am 17.6.15. Meine Wut hat sich langsam aber stetig aufgebaut. Ich bin schon länger ein menschliches Pulverfass, das nur darauf wartet, bumm zu machen. Was in Charleston passiert ist, war meine Zündung. Auf allen meinen Hohlspitzgeschossen werden die Initialen der Opfer sein.»
Dann wendet sich Flanagan an den Charleston-Killer Dylann Roof: «Du willst einen Krieg der Rassen? Dann zeig was du hast, du Weisser. Jehova hat zu mir gesprochen, dass ich was tun soll.»
Später in seinem Manifest schwärmt er vom Amokläufer der Virginia Tech Universität. Er lobt Seung Hui Choi und auch die Killer der Columbine Highschool hätten ihn inspiriert: «Ich bin von Seung-Hui Cho beeinflusst worden. Das ist mein Boy. Er hat fast die doppelte Menge erwischt als Eric Harris und Dylann Klebold, nur um das mal zu sagen.»
Ein Gedicht für Freunde und Familie
Im 23-seitigen Fax ist auch eine «Selbstmord-Notiz für Freunde und Familie». Darin führt er in einer bizarren Gedichtsform eine Reihe von Ungerechtigkeiten auf, die ihm widerfahren sein sollen:
Er sagt, er hat unter rassistischer Diskriminierung, sexueller Nötigung und Mobbing am Arbeitsplatz gelitten.
Er sagt, er wurde von schwarzen Männern und weissen Frauen attackiert.
Er redet darüber, dass er angegriffen wurde, weil er ein schwuler schwarzer Mann war.
Klar, es klingt jetzt als sei ich ein wütender Mensch, der bin ich auch. Und ich habe jedes Recht dazu. Aber wenn ich diese Erde verlasse, dann nur mit einer einzigen Emotion – ich will Frieden in mir spüren. (thc/mad)