Auf einen Blick
- Sturmtief verwüstet Region Valencia
- Unwetter setzte am 29. Oktober morgens ein
- Regenfälle von über 90 Litern pro Quadratmeter
Ein Sturmtief hat in der Region Valencia eine Schneise der Verwüstung angerichtet. Die sintflutartigen Regenfälle rissen ganze Familien jäh aus dem Leben. Bisher starben mindestens 202 Menschen in den Fluten – darunter auch Kinder und Babys. Die Fassungslosigkeit ist über die Grenzen Europas hinaus riesig. Viele fragen sich: Wie konnte das passieren? Blick zeigt, wie die Jahrhundert-Flut innert 12 Stunden ganze Orte vollständig zerstört hat.
Vor der Flut
Am Montag beschlossen 17 Gemeinden in der Provinz Valencia, den Schulunterricht am nächsten Tag einzustellen. Am Dienstagmorgen schlossen sich weitere Städte und Dörfer dieser Massnahme an.
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Dienstag, 9 Uhr: Sintflutartiger Regen setzt ein
Das Unheil beginnt. In den frühen Morgenstunden des 29. Oktobers fallen an der Südküste Valencias innert einer Stunde bereits Niederschläge von mehr als 90 Litern pro Quadratmeter. Die Regenfälle sind sintflutartig und überschwemmen die ersten Gemeinden südlich von Valencia. Um 9.48 Uhr ruft der spanische Wetterdienst Aemet die höchste Alarmstufe an der gesamten valencianischen Küstenlinie aus. In der Hauptstadt sperrt die Stadtverwaltung Strassen, Parks, Grünanlagen und den Hafen.
Lage spitzt sich gegen 10 Uhr zu
Kurz nach 10 Uhr spitzt sich die Lage in der Provinz Valencia bereits zu. Aus dem kleinen Fluss Margo wird ein reissender Fluss, der unglaubliche Wassermassen mit sich führt. Erste Bilder in den sozialen Medien zeigen, wie Häuser der Ortschaft Utiel meterhoch werden und Autos von den Fluten mitgerissen werden. Innert kürzester Zeit fällt so viel Regen wie in den letzten 20 Monaten – es sind Werte, wie sie praktisch noch nie vorgekommen sind.
Erste Person als vermisst gemeldet
Die Situation beruhigt sich nicht – im Gegenteil. Die zerstörerischen Regenfälle halten für Stunden an. Um 15 Uhr machen erste Berichte über vermisste Personen die Runde. Ein Lastwagenfahrer wird südwestlich von Valencia vermisst. Seine Spur verlor sich in einer Strömung. Gleichzeitig rufen Tausende Menschen den Notruf. Sie klammern sich an Bäumen oder Gegenständen im Freien fest und hoffen gerettet zu werden. Weitere Bewohner der von den Regenfällen überraschten Gemeinden harren in ihren Häusern aus.
35 Uhr: Schlucht läuft über
Der Regen nimmt und nimmt nicht ab. Dies hat auch Auswirkungen auf die Flüsse und Hügelgebiete im Wandergebiet Poyo, westlich von Valencia. Um 17.35 quillt die Torrent-Schlucht über, die Wassermassen fliessen Richtung bewohntes Gebiet und schwemmen Schlamm in das Gebiet. Gegen halb sieben überrascht zudem ein Tornado die Bewohner von Benifaió im Süden der Provinz.
Nun wütet der Sturm auch in der Metropole selbst. Das Rollfeld des Flughafens Manises wird überschwemmt, der Verkehr auf den Strassen kommt zum Erliegen. Eine pulsierende Stadt wird zu einem einzigen Chaos.
20 Uhr: Erstes Todesopfer gemeldet
Ein Mann aus Massanassa, einem Stadtviertel von Valencia, gilt offiziell als erstes Todesopfer der Horror-Flut. Um 20.12 Uhr, als Tausende von Menschen bereits bis zum Hals im Wasser stehen, gibt die Provinz eine SMS-Warnung an die Bevölkerung heraus, in der die Bewohner aufgefordert wurden, ihre Häuser nicht zu verlassen. Was die Behörden zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: In diesen Stunden verlieren mindestens 202 Menschen den Überlebenskampf gegen die Sturzfluten.
«In Valencia hat es lange nicht mehr geregnet», sagte ein Bewohner zu «Las Provinicias». «Wir konnten uns nicht vorstellen, dass so etwas passiert, trotz der Vorhersagen. Die Bevölkerung konnte sich nicht vorbereiten.»