Es ist ein Debakel. Nach dem überhasteten Abzug westlicher Truppen versinkt Afghanistan im Chaos. Die Taliban haben gesiegt, die Welt schaut zu. Und der Westen, vor allem die USA, verspielt sein Ansehen.
Dabei hatte US-Präsident Joe Biden versprochen, vieles besser zu machen als sein Vorgänger. Als Anti-Trump wollte er Amerika wieder Respekt verschaffen, den Multilateralismus wieder stärken. So gesehen war der Rückzug aus Afghanistan naheliegend. Mit Waffengewalt lässt sich der Islamismus nicht ausmerzen. Und doch ist der Rückzug auch ein Eingeständnis: Der «Krieg gegen den Terror» ist verloren. Das weiss auch Biden.
Sicherheitsberater und Geheimdienste warnten ihn schon im Sommer vor den Taliban. Im Juli sagte er, die USA seien nicht nach Afghanistan gekommen, um einen Staat aufzubauen. Es sei nur um die Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 gegangen.
Die haben die USA zwar besiegt. Nur kämpften die Gotteskrieger nie isoliert. Gleichgesinnte sorgen noch immer für Terror. Auch das weiss Biden. Der Anschlag am Flughafen Kabul mit bis zu 170 Toten – zudem 13 getöteten US-Soldaten – ist eine Bestätigung dafür.
So musste Biden, politisch angeschlagen, nochmals militärisch eingreifen. Unverblümt schwor er den Attentätern Rache. Am Truppenabzug aber hält er hilflos fest. Das ist unglaubwürdig.
Zehntausende von Afghanistan-Veteranen und Kriegsversehrten in den USA fragen immer lauter: War das nun alles umsonst?