Vor fast genau einem Jahr, Ende August 2016, hielt die damalige Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, eine unhöfliche Rede. In einer für US-Wahlkämpfe unerhörten Offenheit nannte sie die rechtsextremen Berater und Unterstützer Donald Trumps beim Namen. Legte bloss, wie augenzwinkernd ihr Gegner mit den Rassisten umging. Keiner dürfe erwarten, dass ein Präsident Trump damit aufhören würde.
Man nannte die Rede überzogen, ja hysterisch. Und später hiess es, genau solche angeblich herablassenden Worte hätten Clinton die Wahl gekostet. Nun, letzten Samstag erlebte das Land, was die Demokratin prophezeit hatte. Es hätte ein Moment werden können, in dem Trump endlich etwas Grösse zeigt. Stattdessen führte er der Welt seine Schwäche, ja seine Feigheit vor.
Als klebe ihm die Zunge am Gaumen, war es ihm unmöglich, englisch und deutlich zu sagen, was doch so offenkundig war: Rassisten und Neonazis hatten eine Kleinstadt gekapert – einer von ihnen war mit dem Auto in eine Menschenmenge gerast und hatte mindestens eine Demonstrantin getötet. Trump, der Barack Obama jahrelang vorwarf, dieser könne die Worte «islamistischer Terror» nicht aussprechen, konnte die Worte «rechtsextremer Terror» nicht sagen. Einfach nicht.
Das ist nicht nur ein krasses Versagen in schwerer Stunde. Es ist eine Entlarvung. Trump wirft sonst jedem seine Meinung an den Kopf. Dass er es bei Rassisten, Klan-Mitgliedern und Alt-Right-Bewegten nicht tut, ist nicht Hemmung oder Strategie. Es liegt schlicht daran, dass er diese Leute als seine Freunde betrachtet. Und das verheisst nichts Gutes.