Die Polterer haben gewonnen. Die Alternative für Deutschland holte bei den Wahlen in Deutschland 13 Prozent – mehr als Grüne und FDP. Damit zieht die AfD als drittstärkste Kraft in den Bundestag ein.
Kanzlerin Angela Merkel ist glanzlos wiedergewählt. Ihr grösster Trumpf war die Schwäche ihres wichtigsten Gegners. Die SPD holte das schwächste Ergebnis ihrer Geschichte und will nun in die Opposition gehen. Das ist gut so.
Mit grossen Hoffnungen war Martin Schulz als Kanzlerkandidat der SPD gestartet. Doch schnell wurde klar: Er war nicht das, was die SPD brauchte. Es gelang ihm nicht, Themen zu setzen. Wichtige Parteimitglieder fühlten sich von ihm nicht vertreten. Angela Merkel ignorierte ihn. Für Schlagzeilen sorgte ein anderer SPD-Spitzenmann: Gerhard Schröder, der ehemalige Kanzler – erst mit seinem Mandat für Rosneft, dann mit seinem Liebesleben.
Brennende Probleme ansprechen
Die Sachthemen spielten in diesem Wahlkampf keine Rolle. Die stockende Integration von Flüchtlingen. Die Krise der EU. Die verarmende Mittelschicht. All das wurde von den grossen Parteien nicht diskutiert. Die Themen besetzten die Hetzer von der AfD. Mit Erfolg.
Jetzt hat Merkel die Wahl gewonnen. Und muss das tun, was sie im Wahlkampf tunlichst vermieden hat: Die brennenden Probleme benennen, die Menschen abholen. Ihnen das Gefühl geben, dass die etablierten Parteien sie und ihre Sorgen ernst nehmen. Lösungen aufzeigen.
Die Alternative für Deutschland ist Merkels grösster Gegner in den nächsten vier Jahren. Die Kanzlerin muss sie mit klaren Worten und Taten entwaffnen. Das ist mühsamer als schweigen und wegschauen. Aber es ist zwingend nötig. Ab jetzt geht es nicht mehr um Merkels Wiederwahl. Sondern wieder um Deutschland.