Das Land droht mit krassen Massnahmen gegen Flüchtlinge
Hilfeschrei aus Italien!

Seit Sonntag hat Italien über 10'000 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. Nun droht das Land mit einer Hafensperre: Ausländische Hilfsschiffe sollen nicht mehr andocken dürfen!
Publiziert: 29.06.2017 um 17:04 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:45 Uhr
1/2
Seit Sonntag sind in Italien über 10'000 Flüchtlinge angekommen. Total sind es bereits 80'000 dieses Jahr.
Foto: Keystone

Italien ist für viele Flüchtlinge der Brückenkopf zu Europa. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres wurden laut Angaben der Uno bereits 80'000 Flüchtlinge an der italienischen Küste registriert – 14 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr. 

Dieses Jahr sind knapp 80'000 Flüchtlinge in Italien angekommen.
Foto: UN Data

Und der Flüchtlingsstrom versiegt nicht: Allein in den letzten Tagen wurden über 10'000 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet! Bis Ende Jahr werden insgesamt 200'000 Ankünfte erwartet. Die Aufnahmezentren kommen deshalb kaum nach.

Die Nerven liegen blank. Darum fordert die italienische Regierung erneut um Hilfe von der EU – sonst gebe es harte Konsequenzen.

Ausländische Hilfsschiffe sollen nicht mehr in Italien andocken

EU-Botschafter Maurizio Massari wünscht sich eine Entlastung – sonst dürften ausländische Hilfsschiffe nicht mehr nach Italien.
Foto: http://www.italiaue.esteri.it/

Wie eine italienische Regierungsquelle Reuters berichtet, habe sich der italienische EU-Botschafter Maurizio Massari am Mittwoch mit Dimitris Avramopoulos, EU-Kommissar für Inneres und Migration, getroffen, um auf die prekäre Lage in Italien aufmerksam zu machen. 

Sollte Italien keine Hilfe bekommen, dann würde eine Hafensperre eingeführt, drohte er. Konkret: Hilfsschiffe unter ausländischer Flagge dürften nicht mehr an italienischen Häfen andocken!

Mit diesem Schritt möchte Italien die anderen EU-Länder dazu bringen, die Flüchtlinge selbst aufzunehmen, so Reuters. Denn: Viele der Rettungsschiffe kämen nicht aus Italien, sondern aus anderen EU-Ländern wie Malta und Deutschland. 

Laut EU-Botschafter Maurizio Massari habe Italien seine internationalen Verpflichtungen bereits mehr als erfüllt. Unter den derzeitigen Umständen sei es für die Behörden schwierig, weitere Migranten aufzunehmen. Die 200'000 eingeplanten Betten für Asylsuchende in Rom seien auch fast schon alle besetzt. 

Harter Kurs wegen Wahlschlappe?

Die Ankündigung einer härteren Flüchtlingslinie folgt auf schwere Stimmenverluste der regierenden Partito Democratico bei den Lokalwahlen in Italien am Sonntag.

Dagegen erfreute sich die Mitte-rechts-Allianz wieder an Beliebtheit: Der Block um die Forza Italia von Ex-Premier Silvio Berlusconi – der für eine härtere Migrationspolitik steht – konnte sich in 16 der grössten beteiligten Städte behaupten (BLICK berichtete). 

Beobachter machen den wachsenden Unmut in der Bevölkerung über Einwanderung unter anderem für die Wahlschlappe der Demokraten verantwortlich.

Mehr Flüchtlinge in Spanien

Sollte Italien wirklich seinen harten Kurs durchsetzen, müssten die Flüchtlinge auf andere Routen ausweichen. Eine davon könnte über Spanien führen.

Wie die «Daily Mail» schreibt, ist der Weg übers spanische Andalusien zurzeit die am schnellsten wachsende Flüchtlingsroute. Bereits letzte Woche sind dort über 1000 Flüchtlinge angekommen – und es kommen immer mehr. Insgesamt wurden dieses Jahr über 5000 Ankünfte an der andalusischen Küste registriert. 

Laut der spanischen Küstenwache warten aber weitere 5000 bis 10'000 Migranten in Marokko auf die gefährliche Überfahrt nach Spanien. (maz)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?