Die Vorwürfe wiegen schwer. Und sie sind pikant. Silvia J.* sei in der Nacht auf den 16. Juli 2019 zum Sex gezwungen worden. Mehrfach. Im Schlafzimmer und im Bad. Man habe sie an den Haaren gepackt und ihr eine halbe Flasche Wodka eingeflösst. Danach hätten sich die vier Täter einem nach dem anderen an der damals 19-Jährigen vergangen.
Die Einzelheiten aus der Aussage einer schwedisch-italienischen Studentin schocken Italien. Vor allem, weil einer der mutmasslichen Täter kein Geringerer ist als Ciro Grillo, Sohn des mächtigen Polit-Clowns Beppe Grillo (72). Besonders pikant: Die angezeigte Gruppenvergewaltigung hat offenbar in der Villa des Komikers an der sardischen Costa Esmeralda stattgefunden – nach einer Zecherei im Nobel-Club «Il Billionaire» von Flavio Briatore (71).
Beppe Grillo verteidigt auf Facebook Sohn Ciro
Die Staatsanwaltschaft klagt das Vergehen an. Der Richter prüft in diesen Stunden ein Verfahren. Und Beppe Grillo schäumt. Sein Sohn sei unschuldig, das Mädchen habe den Sex gewollt. Und überhaupt, das Ganze sei ja schon zwei Jahre her. In einem Post auf Facebook wettert der Gründer der grössten Volkspartei Italiens: «Mein Sohn und drei seiner Freunde werden in allen Medien als Serienvergewaltiger dargestellt. Wenn sie es sind, warum wurden sie nicht schon vor zwei Jahren verhaftet?» Schliesslich sagt der Komiker: «Steckt mich ins Gefängnis anstatt meines Sohnes».
Grillo zweifelt an der Geschichte der Studentin. Sie sei ja erst acht Tage nach der vermeintlichen Tat zur Polizei gegangen. Ausserdem gebe es da ein Video, das beweise, dass das Mädchen freiwillig mitgemacht habe. «Es zeigt die Jungs, wie sie lachen und Spass haben, nackt herum hopsen. Es sind halt Bengel», verteidigt der Papa seinen Sprössling.
Post sorgte auch für politischen Wirbel
«Wir sind am Boden zerstört», klagen die Eltern der Studentin gegenüber des Nachrichtenportals Andkronos nach der Veröffentlichung des Posts. Es seien miese Strategien, das Opfer auf die Anklagebank zerren zu wollen, ihren Schmerz, ihre Verzweiflung und ihre Angst ins Lächerliche zu ziehen.
Auch in Rom kommt der Video-Post gar nicht gut an – und wird sogar im Parlament hitzig diskutiert. Es droht gar eine Staatsaffäre. Politiker aller Lager, auch aus den eigenen Reihen der Fünf-Sterne-Bewegung, reagieren empört, vor allem weibliche Abgeordnete. Sogar Giuseppe Conte (56) verurteilt Grillos Raserei im Netz: «Ich kann Beppes Sorgen um seinen Sohn verstehen, aber man darf nicht das Leid des Mädchens und ihrer Familie ignorieren.»