Darum gehts
- KI kann Studio Ghibli-Stil imitieren. Hayao Miyazaki kritisiert KI-generierte Kunst
- KI kann vieles nicht, was die Kunst heute ausmacht
- Urheberrecht muss garantiert bleiben
«Das ist eine Beleidigung für das Leben selbst.» Hayao Miyazaki (84) hat eine klare Meinung, was KI-generierte Kunst angeht. Der Mitgründer des berühmten Zeichentrickstudios Ghibli erklärte in einem Video, dass er befürchte, «dass wir Menschen den Glauben an uns selbst verlieren». Und: «Ich habe das Gefühl, wir nähern uns dem Ende der Zeit.» Das war im Jahr 2016. Inzwischen wurden die schlimmsten Ängste von Miyazaki wahr. Jeder kann seinen Stil kopieren.
Die Bildgeneration der neusten ChatGPT-Version 4o kann den berühmten, nostalgischen Zeichnungsstil der Studio Ghibli Filme imitieren – und zwar täuschend echt. Ein Satz genügt und dein Lieblingsmeme à la Studio Ghibli wird dir auf dem Silbertablett präsentiert. Alles ist möglich. Familienbild, Fotos von Haustieren oder sogar kleine Filme können mit der KI im Ghibli-Stil erstellt werden.
Wird es nur noch KI-Kunst geben?
Das Internet freut sich. Und warum auch nicht? Schliesslich kann man mit der KI herumspielen und gleichzeitig coole Bilder erstellen. Nur: Einige empfinden die Ghibli-Imitation als Symbol dafür, dass die von Menschen erschaffene Kunst vielleicht bald vorbei sein könnte. Wenn jeder mit einer KI solche Bilder erstellen kann, bedeutet das gleichzeitig das Ende der Kunst? Wird es nur noch KI-Kunst geben?
«Ich hoffe es nicht, denn Kunstschaffende sind neben vielem anderen auch deswegen wichtig, weil sie uns aus ethischer Sicht mit ihren Werken zum kritischen Denken anregen. Sogenannte KI kann dies nicht leisten», sagt Peter G. Kirchschläger, Ethik-Professor der Uni Luzern, zu Blick. Er beschäftigt sich unter anderem mit Digitalisierung, Automatisierung, Maschinisierung und Ethik der «Künstlichen Intelligenz».
Ausbeutung von Kunstschaffenden ein Problem in der Zukunft
Die KI könne nur eine «Einwegkommunikation» bieten und keinen Dialog, wie es bei Kunstschaffenden und Betrachtenden sei. Deswegen könne KI auch selber keine Kreativität entwickeln. Kirchschläger: «KI kann diese nur nachahmen und simulieren. Eigentlich entsteht bei sogenannter KI nichts Neues.»
Um zu verdeutlichen, was er meint, vergleicht der Luzerner Professor die KI als «wiederkäuende Kuh, die von Menschen Kreiertes in sich hineinfrisst, durcheinander mischt und dann wieder ausspuckt».
Professor fordert internationale Agentur für datenbasierte Systeme
Nichtsdestotrotz: Die KI sei eine Gefahr für die Kunst. Und zwar in puncto Urheberrecht. Der KI sei das egal. Und so komme es zu Verletzungen des Urheberrechts. Die Folge: Künstler bekommen nicht das Geld, das ihnen zusteht. Und das könne Existenzen bedrohen. So ist primär die Ausbeutung von Kunstschaffenden ein Problem in der Zukunft. «Aus ethischer Perspektive ist es notwendig, dass wir sogenannte KI menschenrechtsbasiert vorantreiben, um Kunstschaffende vor Ausbeutung zu schützen».
Aus der Forschung des Professors der Uni Luzern ist auch bereits ein Vorschlag hervorgekommen: Eine internationale Agentur für datenbasierte Systeme soll bei der Uno entstehen. Diese soll menschenrechtsbasierte Regulierungen in Sachen KI durchsetzen, so lautet der Plan von Kirchschläger. Unterstützt wird dieser Vorschlag bereits von mehreren wichtigen Persönlichkeiten wie dem Generalsekretär der Uno António Guterres (75) und dem Gründer von OpenAI Sam Altman (39).