Auch Schweizer Geisel wohlauf
Indigene in Peru lassen mehr als hundert entführte Touristen frei

Als Protest gegen die Regierung nehmen Indigene in Peru mehr als 100 Personen gefangen – darunter auch einen Schweizer. Hintergrund ist ein Ölaustritt aus einer Pipeline. Inzwischen sind alle Geiseln wieder frei.
Publiziert: 04.11.2022 um 13:17 Uhr
|
Aktualisiert: 05.11.2022 um 01:39 Uhr
1/5
Wieder frei: Mehr als 100 entführte Touristen in Peru sind wieder auf freiem Fuss.
Foto: AFP

Im peruanischen Amazonasgebiet haben Indigene Dutzende Touristen als Geiseln genommen, um gegen die Untätigkeit der Regierung nach einem Ölaustritt aus einer Pipeline zu protestieren. «Wir wollen mit dieser Aktion die Aufmerksamkeit der Regierung wecken», sagte Watson Trujillo, Chef der nördlichen Gemeinde Cuninico, dem Radiosender RPP am Donnerstag (Ortszeit).

Bei den auf einem Nebenfluss des Marañon auf einem Schiff gefangen gehaltenen mehr als 100 Touristen handle es sich um Peruaner und Ausländer, fügte er hinzu. Die ausländischen Urlauber kommen den Angaben zufolge aus der Schweiz, Deutschland, den USA, Spanien, Frankreich und Grossbritannien. Unter ihnen seien Frauen und Kinder.

Inzwischen sind alle Geiseln wieder frei. Die Touristen seien bereits wieder auf dem Heimweg, sagte Tourismusminister Roberto Sanchez am Freitag in Lima. Bei den Entführten handelte es sich um 27 Touristen aus den USA, Spanien, Frankreich, Grossbritannien und der Schweiz sowie rund 80 peruanische Urlauber. Laut dem Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) befand sich unter den Freigelassenen auch die Person mit Schweizer Pass.

2500 Tonnen Rohöl in Fluss gelangt

Blick hatte Watson Trujillo Acosta, Chef der Gemeinde Cuninico, per Telefon zum Geiseldrama erreicht. Er erklärte: «Wir haben niemanden entführt, wir haben nur ein Touristenboot angehalten. Das Schiff befindet sich nun an einem sicheren Ort am Ufer der Schlucht des Flusses Marañón.» Er betont, dass es allen gut gehe. Er sagt weiter: «Wir haben das schon am 23. September gemacht, nachdem es am 16. September zu einer Ölverschmutzung gekommen war.»

Indigenen-Vertreter Trujillo forderte die Entsendung einer Regierungs-Delegation in die Region, um die durch den Bruch der Norperuano-Ölpipeline Mitte September entstandenen Umweltschäden zu untersuchen. Bei dem Unfall waren 2500 Tonnen Rohöl in den Fluss Cuninico gelangt.

Zuvor hatten die indigenen Einwohner bereits die Durchfahrt für alle Schiffe auf dem Fluss blockiert, um auf den Ölteppich aufmerksam zu machen. Ende September verhängte die Regierung einen 90-tägigen Ausnahmezustand in der Region, in der etwa 2500 Indigene leben. Die 800 Kilometer lange Norperuano-Pipeline, die dem staatlichen Unternehmen Petroperu gehört, wurde vor rund 40 Jahren gebaut, um Rohöl aus dem Amazonasgebiet an die Küste zu transportieren. Nach Angaben von Petroperu wurde die Pipeline vorsätzlich durch einen 21 Zentimeter langen Schnitt beschädigt. (SDA/AFP/bab/dzc/kes)

Fehler gefunden? Jetzt melden