Die russische Luftwaffe hat in der Nacht die Kampfgebiete in Aleppo bombardiert und den Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad damit beim Vorstoss im Norden der Stadt geholfen.
Das erklärte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die sich auf ein Netz von Informanten vor Ort beruft.
Ein AFP-Korrespondent vor Ort meldete ununterbrochene nächtliche Luftangriffe auf die Stadtteile Bustan al-Bascha, Sachur und Suleiman al-Halabi. In den drei Stadtteilen lieferten sich Armee und Rebellen nach Angaben der Beobachtungsstelle am Sonntag weiter heftige Kämpfe.
Angesichts der anhaltenden Luftangriffe auf Aleppo setzt sich die UNO dafür ein, wenigstens Kranke und Verletzte in Sicherheit zu bringen.
Die Bewohner Aleppo erlebten «ein Ausmass der Rohheit, dass kein Mensch erleiden sollte«, sagte der Chef des UNO-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA), Stephen O'Brien, am Sonntag in Genf. Sofortiges Handeln sei nötig, um dieses «Leben in der Hölle» zu beenden.
Hilfskonvoi steht bereit
Die EU stellte einen Hilfskonvoi bereit. Es gehe darum, Hilfsorganisationen den Einsatz zu ermöglichen und Zivilisten zu schützen, teilten die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini und der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, am Sonntag in Brüssel mit. Die UNO sei ebenfalls mit im Boot.
Der Hilfskonvoi steht nach EU-Angaben im Westen Aleppos bereit, um medizinische Güter, Wasser und Lebensmittel in den Ostteil der Stadt zu liefern. Der Konvoi könne bis zu 130'000 Menschen versorgen.
O'Brien beklagte, mit den Angriffen auf Spitäler im von Rebellen gehaltenen Ostteil der Stadt werde das Gesundheitssystem «ausgelöscht».
Am Samstag waren in dem Spital M10 im von Rebellen kontrollierten Ostteil Aleppos nach Angaben des Betreibers Fassbomben eingeschlagen. Derzeit gibt es nur noch sechs funktionstüchtige Kliniken für die rund 250'000 Einwohner im belagerten Ostteil Aleppos.
Die Aufständischen beschiessen ihrerseits die von Regierungstruppen kontrollierten westlichen Stadtteile mit geschätzten 1,2 Millionen Menschen.
Grosse Empörung
Die Angriffe auf Spitäler hatten für grosse Empörung gesorgt, UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und auch Frankreich stufte sie als Kriegsverbrechen ein.
Unterdessen forderten die Golfstaaten eine Intervention der UNO, um «die Angriffe auf die Stadt Aleppo zu stoppen und das Leid der syrischen Bevölkerung zu beenden", heisst es in der Erklärung, die der Golf-Kooperationsrat am Samstag über die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA verbreitete. Die syrische Regierung verstosse mit ihrer Offensive gegen das Völkerrecht.
Der Rat ist ein Zusammenschluss Saudi Arabiens, Katars, Bahrains, Kuwaits, Omans und der Vereinigten Arabischen Emirate.
Trotz scharfer Kritik der UNO und des Westens hält Moskau an den Luftangriffen fest, die ganze Strassenzüge in Schutt legten. US-Aussenminister John Kerry drohte mit dem Abbruch der Gespräche mit Russland, sollten die Luftangriffe nicht aufhören. Am Freitag telefonierte er den dritten Tag in Folge ergebnislos mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow.
Russland: USA unterstützen Dschihadisten
Lawrow warf den USA vor, ihr Versprechen nicht einzulösen, die gemässigten Rebellen von der extremistischen Al-Nusra-Front zu trennen, die sich in Dschabhat Fatah al-Scham/Front für die Eroberung Gross-Syriens umbenannt hat und bis im Juli dieses Jahres Al-Kaida nahestand.
Sobald Washington dafür sorge, dass die moderaten Rebellen ihre Verbindungen zu der Gruppe kappen, werde Russland auf dem Stopp der Kämpfe bestehen, sagte Lawrow dem britischen Sender BBC. Er warf Washington vor, die Dschihadistengruppe für einen Einsatz gegen die syrische Regierung zu schonen.
Angesichts der Blockade der Gespräche zwischen den USA und Russland unternahm Frankreich einen neuen Anlauf für eine Waffenruhe. Die fünf UNO-Vetomächte diskutierten am Freitag über einen von Paris eingebrachten Resolutionsentwurf. Er sieht die Wiederaufnahme der von den USA und Russland Anfang September ausgehandelten Feuerpause zwischen Rebellen und Regierungstruppen vor. (bau/SDA)