Wirtschaftsexperten hatten ursprünglich eine leichte Abschwächung erwartet, die sich aber nicht einstellte. Stark legten auch die Importe zu mit einem Plus von 43,1 Prozent. Der Aussenhandel insgesamt verbuchte im April einen Anstieg um 37 Prozent.
Das starke Wachstum erklärt sich nur zum Teil durch die niedrige Vergleichsbasis im Vorjahreszeitraum, als die chinesische Wirtschaft wegen des Ausbruchs des Coronavirus stark eingebrochen war. Selbst im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie sind die Ausfuhren deutlich gestiegen. «Die Exportzahlen spiegeln eindeutig eine Erholung und Ausweitung der globalen Wirtschaft wider», sagte der Ökonom Hao Zhou von der Commerzbank in Singapur der Finanzagentur Bloomberg.
Hinter dem Anstieg der Importe sahen Experten auch gestiegene Rohstoffpreise, die Erholung der heimischen Nachfrage und eine stärkere chinesische Währung. Chinas Handelsüberschuss stieg im April unerwartet stark auf 42,86 Milliarden US-Dollar, nachdem er im März noch bei 13,8 Milliarden US-Dollar gelegen hatte.
«Wir rechnen damit, dass Chinas Exportwachstum bis in die zweite Jahreshälfte stark bleiben wird», sagte Zhang Zhiwei von Pinpoint Asset Management laut Bloomberg. Er verwies auf die starke Nachfrage in den USA und anhaltende Unterbrechungen der Produktion und Lieferketten in anderen Ländern wie in Indien, die dazu führen, dass die Produktion nach China verlegt wird.
Gute Nachrichten für Chinas Wirtschaft gab es auch aus den Chefetagen chinesischer Dienstleistungsunternehmen, wo sich die Stimmung weiter verbesserte. So stieg der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins «Caixin» im April auf 56,3 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit fünf Monaten. Im Vormonat waren es noch 54,3 Punkte gewesen. Um die starke Nachfrage zu befriedigen, seien auch mehr Mitarbeiter eingestellt worden, berichtete «Caixin».
Der offizielle Index des Statistikamtes, der stärker staatliche Unternehmen erfasst, hatte vergangene Woche noch eine geringere Ausweitung des Dienstleistungssektors festgestellt. «Caixin» hingegen beobachtet stärker private und mittelständische Unternehmen. Über der Marke von 50 Punkten ist von einer Expansion auszugehen.
China, das die Corona-Krise schon lange überwunden hat, war schon mit einem Rekordwachstum ins neue Jahr gestartet. Die Wirtschaft wuchs in den ersten drei Monaten um 18,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres. Es war der grösste Sprung seit Beginn der quartalsweisen Auswertung vor gut 30 Jahren. Er erklärt sich zum Teil auch durch die niedrige Vergleichsbasis während des Ausbruchs des Virus im Vorjahr, als das Land praktisch zum Stillstand gekommen war.
Seither verfolgt die Regierung in Peking eine strenge «Null-Covid-Strategie». Mit strengen Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung, Quarantäne und strengen Einreisebeschränkungen hat das Land das Coronavirus weitgehend im Griff. Es gab seit dem Sommer nur noch wenige, kleinere Ausbrüche, so dass sich die Wirtschaft und das Alltagsleben normalisieren konnten.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr um 8,1 Prozent zulegen könnte. Die Regierung in Peking ist vorsichtiger und legte ihr offizielles Wachstumsziel mit «mehr als sechs Prozent» fest.
(SDA)