Als Lars Løkke Rasmussen seinen Posten als dänischer Ministerpräsident 2011 aufgeben musste, übergab er seiner Nachfolgerin Helle Thorning-Schmidt die Schlüssel zum Büro des Regierungschefs mit den Worten: «Liebe Helle, pass gut auf sie auf, denn sie sind nur geliehen.»
Nach der Parlamentswahl dürfte er jetzt tatsächlich wieder ans Ruder kommen: Die Mitte-Rechts-Parteien unterstützen seine Kandidatur als Ministerpräsident geschlossen. Dänemarks bisherige Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt tritt nach ihrer Niederlage bei der Parlamentswahl als Ministerpräsidentin und Parteichefin der Sozialdemokraten zurück.
Mitte-rechts holt sich 90 Sitze
Rasmussen hatte sich seinen Sieg trotz allem wohl anders vorgestellt. Seine liberale Partei «Venstre» rutscht dramatisch ab, grösste bürgerliche Partei werden stattdessen die Rechtspopulisten.
«Wir haben keine besonders gute Wahl gehabt», gestand Løkke Rasmussen in der Wahlnacht ein. «Heute Abend haben wir eine Möglichkeit, aber nur eine Möglichkeit bekommen, in Dänemark die Führung zu übernehmen.»
Oppositionsführer Rasmussen gewann mit seinem Mitte-rechts-Block nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen 90 der insgesamt 179 Parlamentssitze. Das Mitte-Links-Bündnis kam auf 85 Mandate. Wer die vier restlichen Mandate auf den Färöer Inseln und Grönland gewinnt, ist noch nicht bekannt.
Sie war erste Frau an der Spitze
Die Sozialdemokraten legten im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren zwar ordentlich auf 26,3 Prozent der Stimmen zu. «Die Sozialdemokraten sind wieder stärkste Partei des Landes», erklärte Thorning-Schmidt stolz.
Die Regierungsmacht muss die Partei trotzdem abgeben, weil ihre Koalitionspartner zu den grossen Wahlverlierern gehörten: Die Sozialliberalen sackten auf 4,6 Prozent der Stimmen ab. Auch die Volkssozialisten schnitten mit 4,2 Prozent deutlich schlechter ab als 2011.
Thorning-Schmidt hatte vor vier Jahren als erste Frau den Sprung an die Regierungsspitze geschafft und zuletzt mit einer Koalition aus Sozialdemokraten und Sozialliberalen regiert. «Ich bin Dänemarks erste Ministerpräsidentin. Aber ich werde nicht die letzte sein», sagte die 48-Jährige in Kopenhagen mit Tränen in den Augen. (SDA)