Einträge im Sozialnetzwerk Weibo, auf denen Mona Lisa die erstaunlichsten Metamorphosen durchmachte, wurden bis zum Mittwoch mehr als vier Millionen Mal angeschaut. «Jetzt verstehe ich, warum ihr Lächeln so mysteriös und zurückhaltend erscheint - es ist typisch chinesisch», konstatierte ein Weibo-Nutzer.
Den ganzen Trubel ausgelöst hat der Historiker und Schriftsteller Angelo Paratico, der gerade in Hongkong ein Buch über den Renaissance-Künstler Leonardo da Vinci schreibt. Seine wichtigsten Indizien: «Im Hintergrund von Mona Lisa ist eine chinesische Landschaft zu sehen, und sogar ihr Gesicht sieht chinesisch aus», sagte Paratico der «South China Morning Post». Er bemühte auch Sigmund Freud, der überzeugt war, Leonardo habe sich für sein weltberühmtes Gemälde von seiner Mutter inspirieren lassen.
Sowohl um Leonardos Mutter Catarina als auch um das Modell der Mona Lisa ranken sich viele Gerüchte. «Ein wohlhabender Kunde von Leonardos Vater hatte eine Sklavin, die Catarina hiess», erzählte Paratico in dem Zeitungsinterview. «Nach 1452, dem Geburtsjahr Leonardos, verschwand sie aus den Dokumenten.» Um von diesem Hinweis auf eine chinesische Herkunft Catarinas zu schliessen, bedürfe es einer «deduktiven Methode», erläuterte Paratico weiter. Anders gesagt: Die Beweislage ist eher dünn.
In der chinesischen Internetgemeinde wurde kräftig nachgeholfen. In Fotomontagen nahm Mona Lisa Züge an, die einer chinesischen Physiognomie deutlich mehr ähnelten als das Original aus dem Louvre. Andere verpassten ihr das Antlitz Rowan Atkinsons, des als Mr. Bean berühmt gewordenen britischen Komikers.
Eine Montage zeigte Mona Lisa, die sich typisch chinesisch mit Klopapier die Nase schnäuzte. «Ich bin so traurig, dass Ihr gedacht habt, ich sei eine Ausländerin», lautete der zugehörige Kommentar. (SDA)