Wer ungeimpft ist, kriegt in Österreich nun die Konsequenzen zu spüren. Ab nächster Woche soll der landesweite Lockdown für Ungeimpfte gelten. Das kündigt Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) am Freitagmittag bei einer Pressekonferenz in Tirol an. Die entsprechenden Entscheidungen würden am Sonntag gefällt.
Einen Lockdown für alle werde es laut Schallenberg nicht geben. Vor den Medien sagte der Kanzler, zwei Drittel der Bevölkerung hätten alles richtig gemacht und er sehe nicht ein, dass diese aus Solidarität mit den Ungeimpften ebenfalls eingesperrt würden.
Massnahmen sollen bis Weihnachten gelten
Am Donnerstag war noch von einem möglichen Lockdown in Oberösterreich die Rede. Landeshauptmann Thomas Stelzer sagte gegenüber «Oe24» : «Die Situation ist dramatisch, daher lösen wir die fünfte Stufe des Stufenplans des Bundes aus und planen ab Montag einen Lockdown für Ungeimpfte, sofern es rechtlich ein grünes Licht vom Bund gibt beziehungsweise der Bund die Rechtsgrundlage schafft.»
Die Massnahmen sollen bis Weihnachten gelten. Ungeimpfte dürfen dann nur noch ihr Zuhause verlassen, um ihre täglichen Bedürfnisse zu decken, zur Arbeit zu gehen oder wenn sie Hilfe benötigen, sagte Stelzer.
Zugleich liefen die Vorbereitungen, wie bereits 2020, Notquartiere mit Klinikbetten einzurichten. Diese soll es in Reha-Einrichtungen und Sonderkrankenanstalten geben.
Angesichts der stark steigenden Corona-Infektionszahlen in Österreich hat sich die Regierung für eine Impfpflicht für Gesundheitsberufe entschieden.
«Das ist kein Hirngespinst mehr, das ist Tatsache»
Oberösterreich ist ein Bundesland im Norden Österreichs mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern. Wie die österreichische Tageszeitung «Die Presse» berichtet, müssen dort nun erste Spitäler sogar abwägen, welche Patienten man noch aufnehmen kann. «Wir leben die Triage», sagt der Leiter einer Intensivstation gegenüber der Zeitung. «Das ist kein Hirngespinst mehr, das ist Tatsache.»
Das Bundesland hat eine Sieben-Tage-Inzidenz pro 100'000 Einwohner von fast 1200, das ist deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt. Die Impfquote ist eine der niedrigsten in Österreich.
Verschärfung der 3G-Regel am Arbeitsplatz
Die deutliche Verschärfung der Regeln für Ungeimpfte hat die Zahl der Corona-Impfungen spürbar nach oben klettern lassen. In den ersten zehn Tagen nach Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz wurden insgesamt mehr als 420'000 Impfungen verzeichnet, wie aus Zahlen der Ministerien hervorgeht. In den zehn Tagen davor waren es rund 157'000.
Der Druck auf Ungeimpfte wird sich noch erhöhen. Eine Übergangsfrist, in der ungeimpfte Arbeitnehmer ersatzweise ganztags eine FFP2-Maske tragen dürfen, endet am 15. November. Die Arbeitgeber sind aufgerufen, stichprobenartig zu kontrollieren, ob ihre Beschäftigten geimpft, genesen oder getestet sind. Bei Verstössen drohen Strafen von bis zu 500 Euro für Arbeitnehmer und bis zu 3600 Euro für die Unternehmen.
Von der 3G-Regel am Arbeitsplatz sind nur Beschäftigte ausgenommen, die praktisch keinen längeren Kontakt zu anderen Menschen haben, wie zum Beispiel Lastwagenfahrer. (cat/man/SDA)