Co-Pilot Andreas Lubitz († 28) riss 149 Menschen in den Tod
Es war Absicht!

An einer Pressekonferenz gibt die Staatsanwaltschaft von Marseille neue Erkenntnisse der Ermittlungen zum Absturz der Germanwings-Maschine bekannt. Alles weise auf einen Selbstmord des Co-Piloten hin.
Publiziert: 26.03.2015 um 22:14 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:45 Uhr

Die Ermittlungen zum Absturz der Germanwings-Maschine nehmen eine dramatische Wendung: «Der Co-Pilot hat die Zerstörung der Maschine bewusst eingeleitet.»

Mit dieser Aussage zum Absturz von Flug 4U 9525 schockierte Brice Robin, Leitender Staatsanwalt in Marseille (F), gestern die Welt. Zur schrecklichen Erkenntnis waren die Ermittler nach Auswertung des Voice-Recorders gekommen.

Nachdem der Airbus 320 der Fluggesellschaft Germanwings am Dienstag seine Reisehöhe über Südfrankreich erreicht hatte, übergab Pilot Patrick S. (†) das Steuer seinem Co-Piloten ­Andreas Lubitz († 27) und verliess das Cockpit. Als er zurückkehren wollte, hatte Lubitz ihn ausgesperrt – und den tödlichen Sinkflug eingeleitet.

Bis zum Aufprall in den französischen Alpen war Andreas ­Lubitz allein im Cockpit. Er blieb ganz ruhig, während Patrick S. verzweifelt gegen die Cockpit-Tür hämmerte.

Ausbildung unterbrochen

Wer war der Pilot, der ein Flugzeug mit 149 Menschen mit sich in den Tod riss?

Schon als Teenager soll An­dreas Lubitz in seiner deutschen Heimatstadt Montabaur (Rheinland-Pfalz) seine Segelfluglizenz beim dort ansässigen LSC Westerwald erworben haben. Sein grosser Traum: Pilot werden.

Und tatsächlich nahm die Lufthansa den jungen Mann als Trainee auf. «Er war bei uns zunächst als Flugbegleiter tätig, flog dann ab 2013 als Co-Pilot den Airbus A320 für Germanwings», sagt Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa.

630 Flugstunden hatte Lubitz bis zum Absturz im Airbus absolviert. Seine Ausbildung verlief nicht ohne Probleme: Vor sechs Jahren unterbrach der Todespilot das Programm für mehrere Monate. Der Grund: Burn-out oder ­Depressionen. Das berichtet das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel».

Nach dieser Auszeit musste Lubitz erneut zum Eignungstest. «Er hat alle Tests und Checks in der Folgezeit bestanden, war hundertprozentig flugtauglich», sagt Spohr. In den USA schaffte er es wegen seiner guten Leistungen ins Register der Luftfahrt­behörde.

Ruhig und nett

Was Lubitz zu dieser schrecklichen Tat trieb, weiss bisher niemand. «Er war glücklich mit seinem Job bei Germanwings, es ging ihm gut. Er war ein ruhiger, aber freundlicher Mann», sagt ein Bekannter aus dem Segelflugklub zur Nachrichtenagentur AP.

Andreas Lubitz hatte im schmucken Haus seiner Eltern in Montabaur ein Zimmer. Nachbarn berichten, dass sie ihn oft beim Joggen im Westerwald ­gesehen haben. Er war so fit, dass er sogar Halbmarathons lief.

Vater in der Schweiz

Gestern Abend waren die Roll­läden des Hauses geschlossen, es wimmelte von Polizisten, die ­kistenweise Akten, einen Computer und weitere Gegenstände aus dem Haus trugen. Familie Schweiger-Vogel, die im gleichen Quartier wohnt, zündete vor der Tür Kerzen an. Zu BLICK: «Das geht uns allen sehr nahe!»

Erst vor kurzem war Andreas Lubitz offenbar zu seiner Mutter nach Montabaur zurückgekehrt, um seine Segelfluglizenz zu erneuern. Sie soll als Organistin für die evangelische Kirchgemeinde arbeiten. Der Vater wohnt in der Schweiz, wo er seit 2003 in leitender Funktion als Glas-Ingenieur arbeitet.

Einen zweiten Wohnsitz hatte Andreas Lubitz in Düsseldorf – wegen der Nähe zum Flughafen. Laut der Zeitung «Rheinische Post» soll er im Stadtteil Unterbach gewohnt haben. Auf dem Klingelschild stehen zwei Namen. Richtig gekannt habe ihn hier aber kaum jemand.

Schock in der Kita

Die Polizei hat die Wohnungen beider Piloten durchsucht. Der Flugkapitän Patrick S. wohnte mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern im Düsseldorfer Stadtteil Grafenberg. In der Kindertagesstätte ist man fassungslos. Die beiden Töchter des Flugkapitäns besuchen die Tagesstätte, in der nichts mehr so ist, wie es einmal war. Eine Trauerecke mit Kerze und Kondolenzbuch wurde eingerichtet. «Wir stehen unter Schock, können nur schwer die ständig neuen Nachrichten rund um dieses Unglück ver­arbeiten», sagt Pfarrer Karl-Heinz Sülzenfuss. Am Freitag lädt er zum Trauergottesdienst.

Kein Terrorakt

Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière sagte, dass es bislang «keine Hinweise auf ­einen irgendwie gearteten terroristischen Hintergrund» gebe. Mehrere Airlines führten gestern als Reaktion auf den Absturz die Zwei-Personen-Regelung im Cockpit ein.

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