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Chinesen vertreiben Luzerner Familie aus Expat-Hafen in Hongkong
«Dieses Boot ist unser ganzes Leben»

In Hongkong wird bald ein Hafen geschlossen, in dem Expat-Familien auf Hausbooten leben. Auch fünf Schweizer Familien werden vertrieben. Der Luzerner Ueli Tschupp (52) mit Frau und Tochter (5) gehört zu den Betroffenen.
Publiziert: 15.11.2018 um 02:53 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2018 um 17:13 Uhr
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Der gebürtige Luzerner Ueli Tschupp-Lambert (52) mit seiner Frau Paula und seiner Tochter Sophie auf seinem Hausboot «Nautilus». Sie werden Ende Jahr aus ihrem Hafen vertrieben.
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Céline Trachsel

Über 200 Familien leben im Hafen Discovery Bay auf der Insel Lantau in Hongkong auf Hausbooten. Vorwiegend Expats haben hier in teure Boote investiert, da Wohnungen in dieser Grösse auf dem Hongkonger Wohnungsmarkt kaum zu finden und viel zu teuer sind. 

In Discovery Bay lebt auch Ueli Tschupp-Lambert (52) mit seiner im vierten Monat schwangeren Frau Paula und seiner fünfjährigen Tochter Sophie. Der gebürtige Luzerner lebt schon zehn Jahre auf seiner «Nautilus» direkt vor Hongkong. Nach China gezogen ist er bereits mit vier Jahren im Jahr 1971, weil sein Vater für die Schindler Aufzüge arbeitete.

Vier weitere Schweizer Familien haben sich im hübschen Hafen mit den herzigen Hausbooten niedergelassen. Man kennt sich. «Es ist ein kleines Dörfchen, eine absolut geniale Mischung aus Leuten diverser Berufe – Piloten, Künstler, Geschäftsleute und viele mehr. Ich liebe unser Leben hier.» Tschupps selber führt ein Unternehmen für Sicherheitsberatung.

Finanzieller Ruin für manche Familien

Doch wie lange die Familien noch bleiben können, ist ungewiss. Der Marina Club hat angekündigt, dass die Boote alle bis Ende Dezember fort sein müssen, weil der Hafen renoviert werde. Wer nicht geht, dessen Boot werde abtransportiert und zerstört. 

«Die Nachricht der Schliessung unseres Hafens war ein Schock», sagt Tschupp. «Dieses Boot ist alles für uns: Investition, Firma, Kapital und Zuhause», sagt er zur «South China Morning Post».

Ob sie je zurückkehren können, ist ungewiss. Denn das Leben auf Hausbooten ist in Hongkong gesetzlich nicht richtig geregelt. In der näheren Umgebung werden wohl nur die wenigsten von ihnen einen neuen Anlegeplatz finden, denn die anderen Häfen sind voll, die Wartelisten lang. Ein riesiges Problem für viele Familien, da die meisten Hypotheken auf ihren Schiffen haben.

Für manche dürfte die Hafenschliessung gar den finanziellen Ruin bedeuten, weil ihre Hausboote ohne Anlegeplatz quasi wertlos werden, sie aber die Zinsen weiterhin bezahlen müssten. «Die Stimmung hier im Club ist sehr gedrückt», sagt Tschupp.

Wohin es Tschupp mit seiner Familie verschlagen wird, ist noch ungewiss. «Eigentlich wollen wir bleiben. Wir verankern unser Boot so gut, dass es keiner mehr lösen kann.» Zudem will er alle rechtlichen Mittel ausschöpfen. «Schliesslich habe ich hier meinen Firmensitz. Und dass eine andere Firma, also der Marina Club, meine Firma einfach vertreiben und das Firmeneigentum zerstören kann, so was ist ja wohl kaum legal.»

Tschupp will Widerstand leisten

Tschupp ist überzeugt, dass keines der Boote je zurückkehren wird, wenn es den Hafen verlässt. Deshalb will er Widerstand leisten. «Die wollen hier alles einer grossen chinesischen Firma verkaufen, Wohnungen bauen oder einen Hafen erbauen für die Luxusyachten der superreichen Chinesen. Das kann ich nicht akzeptieren.»

Bevor er mit der Frau das Hausboot kaufte, lebte er selber in einer Wohnung, von der aus sie den Hafen sahen. «Wir dachten immer, das müsse doch total eng sein dort.» Aber als er einmal eingeladen wurde, war er von der ersten Sekunde an hin und weg. «Es ist geräumig, günstig und ruhig. Das Leben auf dem Wasser ist naturnah und die Gemeinschaft einmalig.» 

Ihm selber bleibt noch ein kleiner Hoffnungsschimmer: «Ich habe die letzte Rate, um meine Hypothek vollständig zu tilgen, mit Absicht nicht gezahlt. So haben wir noch die Bank als Partner, die uns hilft, dass sich vielleicht doch alles noch zum Guten wendet.»

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