Ein kleiner Bub, gerade mal vier Jahre alt, watschelt in kleinen Schritten durch den Gang eines Spitals in China. Er ist von Kopf bis Fuss in einen Schutzanzug eingepackt, auf dem Rücken trägt er einen Rucksack, der halb so gross ist wie das Kind selbst. Seine Eltern sind nicht bei ihm. Auf eigene Faust muss der 4-Jährige in der sterilen Umgebung in Quarantäne gehen.
Szenen wie diese spielen sich in China seit Wochen ab. Gezeigt werden sie aber so gut wie nie. Die Regierung geht gnadenlos gegen die Ausbreitung des Coronavirus vor. Die Pflegerin Zhu Xiaqing hat nun in der Stadt Putian gefilmt, wie es aussieht, wenn in China selbst bei kleinen Kindern härteste Pandemie-Massnahmen angewendet werden. Putian zählt zum Epizentrum des jüngsten Ausbruchs der Delta-Variante in China, wie der Nachrichtensender «CNN» berichtet.
Millionen Menschen reagierten mittlerweile auf der Internetplattform «Weibo», dem chinesischen Pendant zu Twitter, auf das Video der Spitalmitarbeiterin. Viele schreiben, es täte ihnen im Herzen weh, das zu sehen.
Ausbreitung verhindern – um jeden Preis
Die chinesische Regierung versucht mit derart striktem Durchgreifen, die Corona-Situation in den Griff zu bekommen. Die nackten Statistiken geben China recht: Mehrere Ausbrüche verschiedener Varianten konnten so bereits im Keim erstickt werden. Doch auch die Schattenseiten dieser Art von Politik ist deutlich zu sehen. Die chinesische Regierung kennt kein Pardon.
Zum Konzept gehört auch, dass ganze Stadtteile abgesperrt werden, sobald einzelne Fälle registriert werden. Millionen von Einwohnern werden innerhalb weniger Tage getestet und infizierte Personen und ihre engen Kontaktpersonen in ausgewiesenen Einrichtungen rasch isoliert. Ausnahmen kennen die Behörden kaum.
Wie die Pflegerin Zhu Xiaqing einer lokalen Zeitung weiter erzählt, seien emotional schwierige Momente aufgrund der rigorosen Massnahmen keine Seltenheit. Als kürzlich ein Krankenauto voller Kinder zum Spital fuhr, seien Xiaqing die Tränen gekommen. Die Kinder seien ebenfalls alle in Schutzanzüge eingepackt gewesen. Sie seien mit Verspätung eingetroffen, weil ein Kind nicht von zu Hause weggehen wollte und rund zwei Stunden lang geweint hatte. (was)