Burundi
Vizepräsident Burundis flieht nach Europa

Johannesburg – Ein Vizepräsident Burundis ist aus Protest gegen eine dritte Amtszeit von Staatschef Pierre Nkurunziza nach Belgien geflohen. Gervais Rufyikiri begründete die Flucht damit, dass er das verfassungswidrige Streben nach einem weiteren Mandat nicht mehr unterstütze könne.
Publiziert: 25.06.2015 um 17:28 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 11:46 Uhr

Der Kurs des Staatschefs habe das Land in eine tiefe Krise gestürzt, sagte der zweite Vizepräsident des ostafrikanischen Landes, am Mittwochabend dem französischen Auslandssender France24. Der 50-jährige Rufyikiri wurde in Belgien promoviert.

Vor Rufyikiri waren aus der Elite des Landes unter anderem ein Verfassungsrichter und Mitglieder der Wahlkommission ins Ausland geflohen. Die Opposition betrachtet Nkurunzizas Streben nach einer dritten Amtszeit als verfassungswidrig. Seit Wochen anhaltende Proteste konnten den Staatschef jedoch nicht zur Umkehr bewegen.

Die EU, die USA und die UNO hatten eine Verschiebung der Wahl bis zur Beilegung der Krise gefordert. Am Montag soll jedoch ein neues Parlament gewählt werden, am 15. Juli soll dann ein neuer Präsident bestimmt werden.

In der burundischen Hauptstadt Bujumbura suchten am Donnerstag etwa 200 Studenten Zuflucht auf dem Gelände der US-Botschaft, nachdem die Polizei gedroht hatte, ihr vor dem Gebäude errichtetes Protestlager aufzulösen. Die Studenten kletterten unter dem Tor hindurch oder über Mauern hinweg auf das Botschaftsareal.

Die Studenten waren zu Beginn der Proteste gegen Nkurunziza vor knapp zwei Monaten aus «Sicherheitsgründen» vom Universitätsgelände vertrieben worden. Seit Ende April harrten sie vor der US-Botschaft aus.

Im Zentrum Bujumburas explodierten am Donnerstag zwei Sprengsätze. Mindestens acht Menschen wurden dabei verletzt. Die Lage in der Hauptstadt ist seit Wochen von Gewalt geprägt. In dem Viertel Musaga, einer Hochburg des Protestes, waren am Mittwoch mehrere Detonationen und Schüsse zu hören gewesen.

Aus Angst vor dem Ausbruch neuer Gewalt sind mehr als 100'000 Menschen in die Nachbarländer geflohen. Ein Bürgerkrieg mit rund 300'000 Toten ging in dem armen Land erst vor zwölf Jahren zu Ende.

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