Burkini-Befürworter
Frankreichs Regierung will kein Burkiniverbot

In der Debatte um Ganzkörperbadeanzüge hat Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve vor einem gesetzlichen Burkini-Verbot gewarnt. Ein solches Gesetz wäre nicht nur «verfassungswidrig und ineffizient», sondern würde auch zu «irreparablen Spannungen» führen.
Publiziert: 29.08.2016 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:54 Uhr
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve (rechts) hat ein Machtwort gesprochen: Ein Burkini-Verbot sei «verfassungswidrig und ineffizient». Von den Muslimen fordert er aber Einsatz für Gleichberechtigung. (Archiv)
Foto: Keystone/AP ap/

Die französische Regierung lehne aus diesen Gründen ein Gesetz mit einem Verbot ab, sagte Cazeneuve in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der katholischen Zeitung «La Croix». «Im Gegenzug müssen sich die Muslime weiterhin gemeinsam mit uns für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen einsetzen, für die Unantastbarkeit der republikanischen Prinzipien, für die Toleranz, die das Zusammenleben ausmacht», sagte Cazeneuve.

Cazeneuve trifft am Montag Vertreter muslimischer Verbände, Bürgerrechtsgruppen und Abgeordnete, um über den Islam in Frankreich zu beraten.

Mit Blick auf Forderungen konservativer und rechtsextremer Politiker nach einem gesetzlichen Burkini-Verbot warnte der Innenminister in dem Interview, das am Sonntagabend auf der Website der Zeitung erschien, vor spalterischer Rhetorik. «Jede Äusserung zählt, jede Meinungsäusserung kann dazu beitragen, die Einheit der Republik zu stärken oder sie zu spalten.»

Konkret warf er den konservativen Republikanern von Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy vor, die Debatte im parteiinternen Machtkampf um die Präsidentschaftskandidatur zu instrumentalisieren.

Rund 30 französische Gemeinden hatten in diesem Sommer das Tragen eines Ganzkörperbadeanzuges am Strand verboten, darunter die Mittelmeerstädte Cannes und Nizza. Am Freitag erklärte der Staatsrat, das Oberste Verwaltungsgericht Frankreichs, dies für unrechtmässig.

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden hatten das Verbot mit der angespannten Stimmung im Land begründet. Die von strenggläubigen muslimischen Frauen getragene Badebekleidung mit Kapuze könnte demnach als Provokation empfunden werden und zu Störungen der öffentlichen Ordnung führen. Zahlreiche Gemeindechefs kündigten bereits an, das Verbot aufrecht zu erhalten. (sda/sac)

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