Bürgerkrieg beenden
Uno-Vermittler sieht bei Jemen-Gesprächen «positiven Geist"

Uno-Vermittler Martin Griffiths hat den "positiven Geist" der Jemen-Friedensgespräche in Schweden gelobt. Beide Seiten diskutierten "ernsthaft und konstruktiv" über vertrauensbildende Massnahmen, erklärte Griffiths in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung.
Publiziert: 10.12.2018 um 15:34 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2018 um 15:36 Uhr
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Eine Frau und ihr Kind passieren am 8. Dezember eines der vielen zerstörten Gebäude in Sanaa, der Hauptstadt Jemens. Grosse Teile des Landes sind durch andauernde Luftangriffe während des Bürgerkrieges zerstört worden.
Foto: Keystone

Gleichzeitig rief er die Anhänger der Regierung und die schiitischen Huthi-Rebellen zur Zurückhaltung am Boden auf: "Wir arbeiten vor dem Hintergrund einer sehr fragile Lage im Jemen."

Verhandlungen über bitter nötigen Frieden

Die mit Spannung erwarteten Jemen-Friedensgespräche hatten am Donnerstag in Rimbo nördlich der schwedischen Hauptstadt Stockholm begonnen. Bei ihnen wird über ein Ende des seit mehr als vier Jahren andauernden Bürgerkriegs in dem bitterarmen Land verhandelt.

Die Huthi-Rebellen kontrollieren grosse Teile des Landes, darunter die Hauptstadt Sanaa. Sie kämpfen gegen die international anerkannte Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition unterstützt die Truppen der Regierung mit Luftangriffen. Sie sieht in den Huthis einen Verbündeten des schiitischen Irans, eines Erzfeindes der Saudis.

Darum geht es im Jemen-Krieg

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
KEYSTONE/EPA/YAHYA ARHAB

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Brutale Hungersnot im Jemen

Die Uno sehen in dem Land auf der Arabischen Halbinsel die weltweit schwerste humanitäre Krise. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählte mehr als 68'000 Toten und Verletzten seit Beginn der Luftangriffe der saudisch geführten Koalition im März 2015.

Einer Analyse humanitärer Organisationen zufolge erleben mindestens 65'000 Menschen in dem Bürgerkriegsland eine Hungersnot. Mehr als 50 Prozent der Bevölkerung lebten in einer prekären Versorgungslage.

Ohne die Versorgung durch das Welternährungsprogramm WFP und andere Hilfsorganisationen wäre die Zahl mehr als dreimal so hoch.

Über die Hälfte der Bevölkerung ist bedroht

Dies geht aus dem in der Nacht zu Samstag veröffentlichten IPC-Bericht hervor. IPC steht für «Integrated Food Security» und misst mit Daten von mehr als einem Dutzend humanitären Organisationen die Versorgungslage in Krisengebieten auf einer Skala von 1 bis 5. Die 65'000 Menschen sind in Kategorie 5, die für Hungersnot steht. Für fünf Millionen Menschen im Jemen gilt Stufe 4 (Notstand), für weitere 10,8 Millionen Stufe 3 (Krise). Damit seien 53 Prozent der Bevölkerung in einer prekären Lage, heisst es in dem Bericht.

Besonders dramatisch sei die Lage um die umkämpfte Hafenstadt Hudaida am Roten Meer. Überall seien die wenigen vorhandenen Nahrungsmittel extrem teuer. Weil viele Menschen keine Arbeit mehr hätten und selbst Beamte seit Monaten nicht bezahlt würden, habe kaum jemand Geld, um Essen zu kaufen.

Foto: Blick Grafik

Jeden Tag neue Tote

Jeden Tag werden im Bürgerkriegsland Jemen durch Kämpfe und Luftschläge im Durchschnitt 123 Menschen verletzt oder getötet. Das berichtete das Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag in Genf.

Tausende weitere sind durch Mangelernährung, kriegsbedingt ausgebrochenen Krankheiten wie Cholera sowie wegen fehlender Medikamente oder ärztlicher Betreuung ums Leben gekommen, darunter nach Angaben des Uno-Kinderhilfswerks Unicef mehr als 6000 Kinder.

Keine kompletten Zahlen

Keine Uno-Organisation kann das wahre Ausmass der Katastrophe lückenlos dokumentieren, da Angaben über Todesfälle nicht immer die Behörden oder humanitäre Helfer erreichen. Das Uno-Büro für Menschenrechte hat verifizierte Angaben über gut 6900 Tote und 10'800 Verletzte durch die Kriegshandlungen, wie eine Sprecherin in Genf sagte. Die wahre Zahl liege aber wahrscheinlich deutlich höher, betonte sie. (SDA)

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